In meiner häuslichen Vorratskammer sieht es mittlerweile aus wie im Körnerlager. Wo andere Menschen ihre Konserven aufbewahren, stapeln sich bei mir Tüten und Gläser mit Getreide und trockenen Hülsenfrüchten in verschiedenster Form. Irgendwas muss ich ja schließlich essen. Da ich auf Fleisch selten und vor allem immer weniger Bock habe und das saisonale regionale Gemüseangebot doch recht überschaubar ist, habe ich es in diesem Winter verschärft auf besagte Lebensmittelabgesehen. Inspirationen gibt es viele. So findet man in jedem größeren türkischen Supermarkt einen Tresen mit Bedienung, der außer diversen Schafs- und Ziegenkäsepasten auch einen so genannten Hirtensalat offeriert, wobei es sich um ein türkisches Gericht namens Kisir handelt.
Das kann man natürlich auch selber machen. Grundlage ist Bulgur. Dabei handelt es sich um vorgekochten, getrockneten und dann von der Kleie befreiten Hartweizen. In einer Schüssel mit Salz, Pfeffer und einer Prise Kreuzkümmel vermengen. Anschließend mit knapp der doppelten Menge richtig heißen Wassers übergießen, mit einem Küchentuch abdecken und ca 30 Minuten quellen lassen. Anschließend folgt die Verfeinerung: Ein wenig passierte Tomaten, einen Schuss „Harissa“ ( eine scharfe Würzpaste, die ebenfalls in jedem türkischen Laden erhältlich ist, aber auch selbst fabriziert werden kann) , fein zerkleinerte rote Paprika, gehackte Petersilie, ein paar Spritzer Zitronensaft und ein wenig Olivenöl runtermischen, fertig. Nochmals ziehen lasse, und schon hat man eine nicht nur nahrhafte und vollwertige, sondern auch noch großartige Mahlzeit mit einem feinen, leicht nussigen Grundgeschmack. Man darf dazu gerne auch Wein trinken. Derzeit experimentiere ich mit kräftigem, trockenem Lemberger ohne allzu prägnanten Holzgeschmack. Ergebnisse werden später verkündet. Spätburgunder geht jedenfalls nicht!
Doch in der meiner Kammer harren noch weitere Tüten ihrer kreativen Verwendung. Grünkern, Hirse, Perlgraupen, Kichererbsen, Berglinsen, Maisgrieß und, und, und…Auch dazu gilt es jeweils passende Zubereitungsarten und Verfeinerungen zu entdecken, besonders durch frische oder getrocknete Kräuter. Gerne darf auch mal was schief gehen und ziemlich schräg oder pampig schmecken – dann wird es eben noch mal probiert.
Wie bereits in anderen Einträgen erwähnt: Ich bin kein Vegetarier, sondern eher so eine Art „kritischer Fleischesser“. Doch wer immer noch behauptet, eine Mahlzeit ohne Fleisch gehe irgendwie nicht und auf die Stulle muss immer auch Wurst, hat ein arg eingeschränktes Verständnis von Ernährung und Genuss.