Eigentlich wollte ich ein relaxtes Wochenende verbringen. Das schöne Wetter lädt zu kleinen Fahrradausflügen und damit verbundenen Besorgungen ein. Schließlich stehen Kalbsnieren in Weißwein-Senf-Sauce mit Kartoffelstampf auf dem Programm, und einen Monitor brauche ich auch, da ich künftig zusammen mit zwei Kollegen eine kleine „Außenstelle“ betreibe. Aber keine Fronarbeit, höchsten ein paar Gedanken über anstehende berufliche Projekte machen, ansonsten Ruhe, Muße, Geselligkeit. Doch dann kam POFALLA, und die Nachricht, dass einer der widerwärtigsten Spitzenpolitiker der alten Koalition jetzt für ein Millionensalär in den Vorstand der Deutschen Bahn einziehen soll, kann einem schon ein wenig die Laune verderben.
Ausgerechnet POFALLA. Schließlich muss man schon abgrundtief verlogen oder abgrundtief dumm sein, um sich als Kanzleramtsminister und Geheimdienstkoordinator hinzustellen, und die seinerzeit noch nicht einmal in ihren Umrissen klar erkennbare Affäre um den Spitzelterror unserer „amerikanischen Freunde“ für beendet zu erklären. Das prädestiniert in unserem System für noch höhere Aufgaben.
Es zeugt von dem Zynismus und der Abgehobenheit der politischen Klasse, dass sich jemand in den Bundestag wählen lässt, dann sein Ausscheiden aus der Regierung aus „privaten Gründen“ verkündet, um wenig später als politischer Lobbyist des Bahn-Konzerns zu reüssieren. Bei der DB-AG hat der Kauf von Politikern und auch Gewerkschaftsfunktionären eine gewisse Tradition. Man erinnere sich an den langjährigen Vorsitzenden der Eisenbahnergewerkschaft Transnet, Norbert Hansen. Der kämpfte unermüdlich Seit an Seit mit dem Bahn-Chef Hartmut Mehdorn für den Börsengang des Konzerns, akzeptierte Lohnkürzungen für die Beschäftigten und bekam schließlich zur Belohnung einen Vorstandsposten.
Und jetzt also POFALLA, der bei seinen politischen Freunden in Berlin und Brüssel dafür sorgen soll, dass der Konzern möglichst wenig Regulierungen unterworfen wird und die Monopolprofite aus den Trassennutzungsentgelten weiterhin für alles mögliche ausgeben kann, statt sie für die Instandhaltung des Schienenetzes zu verwenden.
Aber soweit kommt es noch, dass mir ein Typ wie POFALLA nachhaltig das Wochenende verhagelt. Mein Frust und meine Wut sind hiermit niedergeschrieben, jetzt widme ich mich wieder den angenehmen Dingen. Die Kalbsnieren liegen bereits in Buttermilch, und der ausgewählte Wein, die hier bereits des Öfteren erwähnte Gutsabfüllung vom Weingut Arns, steht bereits im Kühlschrank. Letzte Besorgungen (natürlich mit dem Fahrrad) stehen an. Ein Gurkensalat würde gut zu den Nieren passen und ein bisschen anständiger Käse wäre zur Abrundung auch nicht zu verachten. POFALLA kann mir mal, und Genuss ist bekanntlich Notwehr.
Kalbsnieren in Buttermilch? Kann ich das Rezept haben? Wie lange liegen die da drin? Über Nacht? Und was kommt dann noch ran? Salz und Pfeffer? Und was isst man dazu? Fragen über Fragen. :)