Da sagt die LINKE ein Mal was Vernünftiges, und prompt wird es von Onkel Gysi und seinen ostdeutschen Fußtruppen wieder kassiert. Im Entwurf des Vorstandes für die Präambel zum Europawahlkampf hatte es noch geheißen: „Die EU ist eine neoliberale, militaristische und weithin undemokratische Macht.“ Angesichts der mörderischen Abschottung gegen Flüchtlinge, der Milliardengeschenke an die Banken und der Durchpeitschung des Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen gegen den Willen der EU-Bürger ist das eine durchaus zutreffende Feststellung. Doch Gysi und seine Truppe haben nur noch ein strategisches Ziel: So schnell wie möglich vollkompatibel für eine Koalition mit der SPD und den Grünen auf Bundesebene zu werden, und dazu gehört natürlich die Akzeptanz der neoliberalen, militaristischen und undemokratischen EU-Strukturen. Zum Kotzen.
Sehr erfrischend übrigens der Auftritt des Filmemachers und Aktivisten Ken Loach am Freitag auf einer Veranstaltung im Berliner „Haus der Demokratie“, der dort alle aufrechten Linken aufforderte, sich angesichts der Krise und des Vormarschs der neoliberalen Reaktion in Europa auf antikapitalistischer Grundlage zu organisieren.
Soweit ist es noch nicht, und deshalb werde ich bei den Europa-Wahlen meine Stimme der PARTEI geben. Die hat wenigstens eine klare außenpolitische Orientierung. Das gilt besonders für meinen Kreisverband Berlin-Mitte, der die Wiederherstellung von Moabit in den Grenzen des Osmanischen Reiches fordert.
Kommen wir zur Genussfront. Derzeit bieten gehobene Frischfischtheken eine Spezialität namens Skrei an, eine in Deutschland wenig bekannte norwegische Kabeljauart, die nur in einem kurzen Zeitraum vom Anfang Februar bis Ende März gefangen wird. Denn dann hat der Skrei seine Wanderung vom Eismeer zu den wärmeren Laichgebieten vor den Lofoten fast abgeschlossen und dabei reichlich Muskelfleisch, aber wenig Fett angesetzt. Ich pflege den meistens als Kotelett geschnittenen Skrei nur mit einem Spritzer Zitrone, Salz und Pfeffer zu würzen und ohne Fett auf Backpapier ca 20 Minuten im auf 150 Grad vorheizten Ofen zu schieben. Dazu einfach Bratkartoffeln oder Kartoffelsalat, aber keinesfalls eine Soße, denn dieser Edelfisch steht für sich.
Dazu trinkt man natürlich trockenen Weißwein, gerne einen ziemlich guten. Angesichts meiner aktuell beachtlichen Riesling-Vorräte werde ich es mal mit einen „Großen Gewächs“ vom Kanzemer Altenberg (Saar) versuchen. Als preiswerte Alternativen (rund um acht Euro) könnte ich die trockenen Riesling-Spätlesen der Mittelrhein-Weingüter Didinger und Volk empfehlen.
Ich gehe davon aus, dass das Catering für die Delegierten des Europa-Parteitags der Linken, die am Wochenende in Hamburg den opportunistischen Kniefall vor der SPD absegnen werden, da qualitativ und geschmacklich nicht mithalten kann. Und das ist wenigstens eine kleine Genugtuung.