Eine komische Woche. Alles versinkt im temporären Fußballwahn, selbst in meiner eigentlich ganz erträglichen Eckkneipe „Zum Stammtisch“ hängen mittlerweile rund ein Dutzend Deutschlandfahnen. Die Öffentlichkeit erscheint ansonsten recht abgestumpft. Es scheint niemanden sonderlich aufzuregen, dass einer der wichtigsten Planer des künftigen Flughafens in Berlin schlicht ein Hochstapler war, den offenbar niemand nach seiner beruflichen Qualifikation gefragt hatte. Im Irak ist ein regelrechter Krieg ausgebrochen: So what, morgen spielt Deutschland. Prominente Politiker der Linken wollen auch ein bisschen Krieg mitmachen, um der SPD und den Grünen ins Gesäß kriechen zu dürfen: Egal, Hauptsache die Schulter von Manuel Neuer hält.In gut zwei Wochen ist der Spuk vorbei. Eigentlich ist mir mittlerweile egal, wer Weltmeister wird, weil meine Lieblingsmannschaft (Portugal) nur noch eine minimale theoretische Chance hat. Hauptsache Deutschland bekommt den Titel nicht, denn das würde das gesellschaftliche Klima heftig vergiften. Wir sind – ökonomisch und politisch- schließlich schon ohne WM-Titel hässlich genug. Den Griechen gönne ich den Titel allerdings auch nicht, aber das hat rein fussballästhetische Gründe.
Der Rest ist ein bisschen schlechte Laune. Kaum war der Sommer da, macht er schon wieder einem ausgedehnten Regentief Platz. Kaum hat man sich an die langen hellen, Abende gewöhnt, werden die Tage schon wieder kürzer. Und auch die in diesem Jahr ausnehmend großartige Spargelzeit ist bereits wieder vorbei.
Ich geh morgen für einige Tage auf (berufliche) Weinreise. Es geht an die Saar und somit um Riesling. Spannend und viel versprechend. Wir – die vom deutschen Weininstitut eingeladenen Journalisten – beginnen beim Weingut von Günther Jauch in Kanzem. Er will uns persönlich empfangen. Wird bestimmt ein netter Nachmittag – falls es mir gelingt nicht über Politik zu reden.