Sorry, aber das bekomme ich nicht gebacken. Natürlich habe ich mich gefreut, als mich die Pressesprecherin der Berliner Festspiele anrief, um mir ein Konzert des „MaerzMusik“ -Festivals ans Herz zu legen. Zwar dürfte auch ihr in den vielen Jahren meiner Berichterstattung über diverse Veranstaltungsreihen der Festspiele nicht entgangen sein, dass Neue Musik, zeitgenössische Avantgarde, Atonalität und Klanginstallationen nicht eben zu meinen bevorzugten musikalischen Gefilden gehören. Sondern eher Sinfonik, Alte Musik und Jazz in allen erdenklichen Spielarten. Aber das Werk „J’ai plus de souvenirs que“ von Zeena Perkins sei schließlich eine Art von Jazz. Zwar sorgte die angekündigte „Dekonstruktion und Elektrifizierung traditioneller Instrumente“ für eine gewisse Skepsis meinerseits, doch als gelernter Musiker und Part-Time-Musikjournalist sollte man nie seine Offenheit verlieren.
Was soll ich sagen: Ich hab es schon vor rund 20 Jahren im New Yorker Avantgarde-Tempel Knitting Factory nicht gebacken bekommen. Unvergesslich der Auftritt eines hünenhaften Afroamerikaner, der ohne für mich erkennbare Systematik einen Kontrabass malträtierte und von einer Frau begleitet wurde, die neben spitzen Schreien auch noch den elektronisch verstärkten Sound der auf ihrem Körper drapierten Metallplättchen beisteuerte. Dazu ein schwerst erleuchtetes, wissend nickendes Publikum (auffallend viele weißhaarige Zopfträger).
Bei Zeena Parkins und ihrem Ensemble ging es am Sonntag im Festspielhaus zweifellos gesitteter zu. Ein durchkomponiertes Werk rund um die sprachmalerischen Wortverdrehungen von Walter Benjamin. Doch abgesehen von kurzen, fast schon elegischen Parts einer Bassklarinette blieb für mich nur das Knitting-Factory-Déja-Vu: Zisch, Waber, Peng, Knatter, Waber, Raschel, Kreisch, Säg, Gurgel, Fieps. Kann man machen, soll man auch machen, wenn einem danach ist. Und natürlich ist es auch richtig, diesem sehr elaborierten Avantgardeverständnis mit öffentlicher Förderung ein größeres Podium zu bieten . Aber mir fehlen da die Antennen, und es kann sein, dass das auch so bleibt . Dennoch: Vielen Dank für die Einladung. Und spätestens beim Jazzfest im November sehen wir uns wieder.