Von Maulwürfen und Stinkefingern

Die Natur kann ganz schön anstrengend sein

Muss das sein? Schon wieder empfängt mich mein Landsitz in Wandlitz bei meinem ersten Besuch im neuen Jahr mit einer Art Kraterlandschaft. 56 Haufen haben die Maulwürfe diesmal hinterlassen. Aber der Winterspeck muss ja ohnehin irgendwie weg, und Beseitigen dieser Haufen nebst Harken des Rasens und Umgraben des Gemüsebeets sind ja nicht die schlechtesten Hilfsmittel für dieses Vorhaben. Wo jetzt noch Wildwuchs herrscht, werden in ein paar Wochen und Monaten wieder Salat, Kräuter, Tomaten, Kohlrabi, Paprika u.v.a.m. gedeihen. Und immerhin lugen zwischen den Hügeln und Laubhaufen auch schon ein paar Frühlingsboten in die Sonne. Allerdings hätten die Mistviecher darauf verzichten können, eine sozusagen historische Wildrose (mit bayrischen Wurzeln) umzugraben.

Da issa, der Frühling in Wandlitz

Hügel hin oder her: Sofort spüre ich wieder den Zauber dieses kleinen Fluchtortes aus dem Moloch Berlin. Vom Bahnhof Wandlitz erst mal ein kleiner Abstecher zum Biohof Gerstel, wo ich endlich wieder meine geliebte und wirklich unschlagbaren Eier erstehen kann. Dann eine kleine Runde um den See und schließlich zum Häuschen. Tisch und Bank auf die Veranda, Milchkaffee kochen, die Stille und den Blick auf Wald und Felder genießen, also genau das, was mir in den Wintermonaten immer so schmerzlich fehlt. Die bigotte Weinschreiberszene, die beknackten Moabiter Strauchschützer und die linksradikalen Griechenland-Dummschwätzer sind für diesen Moment genauso weit weg wie ein paar berufliche Sorgen (die sich glücklicherweise allmählich wieder verflüchtigen).

Irgendwie ist der erste Tag in Wandlitz für mich wie der Beginn des Jahres. Bald wird es abends wieder heller, lange Unterhosen und dicke Pullover wandern in die Sommerpause. Bald gibt es Spargel, und einer meiner Lieblingswinzer hat vor ein paar Tagen seinen neuen Elbling-Jahrgang abgefüllt und eine Kiste auf den Weg nach Berlin geschickt. Es wird wohl nicht die letzte bleiben. Selbst Berlin wirkt angesichts des Wetters wieder ein bisschen luftiger und entspannter.

Zum Rest des Weltgeschehens diesmal nur ein paar unbedeutende Anmerkungen.

1.) Der Olympia-Wahnsinn ist für Berlin erledigt. Ich habe einer alten Hamburger Kollegin aber versprochen, dass ich an einem Wochenende nach Hamburg fahre, um die Kampagne gegen Olympia in der Hansestadt zu unterstützen.

2.) Die “Stinkefinger-Affäre” rund um den griechischen Finanzminister Yannis Varoufakis entwickelt sich dank des ZDF NEO-Beitrags von Jan Böhmermann zu einer Sternstunde des satirischen Guerilla-Journalismus und zu einer deftigen Watsche für den ohnehin immer bräsiger werdenden Günther Jauch.

Mehr habe ich heute nicht zu sagen. Und das ist auch gut so.

 

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