Zum Geburtstag gibt’s ein Attentat und hilflose Helfer (aber auch Austern)

Eigentlich wollte ich am Sonnabend nur in aller gebotenen Ruhe meinen 60. Geburtstag begehen. Doch der Alltag ist erbarmungslos. Zum Frühstück gibt’s ein Messerattentat auf eine “zu flüchtlingsfreundliche” Kandidatin für den OB-Posten in Köln. Da hat jemand PEGIDA und Seehofer konsequent weitergedacht. Und als 60jähriger hat man das Privileg, sich sofort an Josef Bachmann zu erinnern, der am 11. April 1968 drei Schüsse auf den Studentenführer Rudi Dutschke abfeuerte – inspiriert von der wochenlangen Pogromhetze der Springerpresse.

Wenig später nervt im Radio ein Pfarrer, der am Abend mit einer Lichterkette quer durch Berlin irgendwie ein Zeichen für Flüchtlinge setzen will. Eigentlich ein relativ harmloses Unterfangen, doch wenn man dann hört, dass auch CDU, SPD und Grüne dazu aufrufen, kommt der Morgenkaffee schon ziemlich weit hoch.

Flüchtlingshelferprotest vor dem Rathaus. Aber wohin mit der Wut?

Am frühen Nachmittag dann nach Austernkauf im Lafayette ein Abstecher zur Kundgebung der Flüchtlingshelferszene vor dem Roten Rathaus., Ein paar hundert sind gekommen, vielleicht auch 1000, die dort inmitten einer gigantischen Baustelle den Wutreden ihrer Sprecher gegen die Menschenverachtung und die Unfähigkeit der Berliner Senats lauschen. Eine gute Sache also, auch wenn es mir allmählich auf den Zeiger geht, wie sich die Helfer in ihren Foren permanent als “wunderbare Menschen” oder gar “Helden” bauchpinseln und mit ihrer totalen Erschöpfung kokettieren. Ja, das unermüdliche, praktische Engagement der Helfer, besonders an der Erstaufnahmestelle in Berlin-Moabit, ist bewunderswert. Aber allmählich sollte man den Konstrukteuren und Verwaltern des Flüchtlingselends wirklich auf den Pelz rücken, und sich von diesen feisten Gestalten nicht auch noch permanent für das “vorbildliche bürgerschaftliche Engagement” loben lassen. Sonst wird man irgendwann zum nützlichen Idioten dieser menschenverachtenden Politik und entlässt den Staat aus seiner Pflicht.

Ein Lichtblick dann ein großartiger Artikel von Heribert Prantl in der Wochenausgabe der Süddeutschen Zeitung zu dem ganzen Flüchtlingskomplex. Dort wird auch der “Offene Grenzen für Alle”-Fraktion (die in der Helferszene viele Anhänger hat) der Unsinn dieses Ansatzes vor Augen geführt. Unbedingt lesen!

Dinner for two in Moabit – und kein schlechtes Gewissen

Aber eigentlich hatte ich gestern ja meinen runden Geburtstag. Also Schluss damit: Bach auflegen, Austern knacken, Lachs aufschneiden und den (hervorragenden) Crémant brut von Poll-Fabaire (Luxemburg) öffnen – das kleine “Dinner for two” konnte beginnen. Genuss ist schließlich Notwehr

 

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