Augen auf beim Kaffeekauf

Alles hat eine Vorgeschichte. Anfang der Woche verabschiedete sich mein Computerbetriebssystem (Ubuntu 14.04) bei einem Update nachhaltig aus meiner persönlichen IT-Welt. Ein in diesen Dingen wesentlich fitterer befreundeter Kollege erbot sich, die Kiste wieder zum Laufen zu bringen, was sich als relativ kompliziertes Unterfangen erwies, da mein chinesisches Wunderwerk (lenovo) partout nicht booten wollte. Die erste Versuchsreihe blieb jedenfalls erfolglos, ein 2. IT-Subbotnik am kommenden Morgen wurde notwendig.

Natürlich kredenzte ich meinem Kollegen einen Milchkaffee, basierend auf frisch gemahlenen Bohnen meiner Lieblingssorte „Delta Platinum (aus Portugal). Nach getaner erfolgreicher Arbeit gelüstete ihm nach einer weiteren Tasse. Auch das kein Problem, anschließend war der gute Platinum allerdings alle, und die Vorstellung, keinen Kaffee im Haus zu haben, bereitete mir Seelenpein. Da ich noch einiges zu tun hatte, kam ein Ausflug zum nächstgelegenen Platinum-Dealer (Super Iberico in Kreuzberg) leider nicht in Frage. Und was mache ich Trottel? Ich ging zum Netto – Discounter um die Ecke und erstand ein Kilo Espressobohnen der Hausmarke („kräftige Röstung“) zum unschlagbaren Kampfpreis von 7,49 Euro.

Espresso kann so schön sein. Und so grausam

Ich hätte ahnen können, dass sich dieser Kauf als Desaster entpuppen würde. Hart, bitter und sauer im Mund und dazu ein infernalischer Nachgeschmack: So muss es sich wohl anfühlen, wenn man einen Löffel abgestandene Zigarettenasche verspeist hat. Der Geschmack verfolgte mich über Stunden und war selbst mit ausgiebigem Mundwassergurgeln nicht zu eliminieren.

Bei einem abendlichen Termin, einem Laternenumzug gegen fiese Spekulanten im Kreuzberger Wrangelkiez (steht heute im „Neuen Deutschland“) versuchte ich es mit einem starken Gegengift und gönnte mir – wohl wissend, dass auch das die Hölle ist – einen Glühwein. Doch das machte die Sache nur noch schlimmer: Die kalte Asche wurde jetzt zusätzlich verklebt und versüßt. Rettung nahte erst gegen 20 Uhr, als ich ein hervorragend zubereitetes Geflügelgericht mit Riesling-Chutney zu mir nehmen durfte.

Mit den Espressobohnen von Netto kann sich mittlerweile die Berliner Stadtreinigung rumschlagen, der erste „Delta Platinum“ schmeckte nach diesem Horrortrip noch besser als ohnehin. Was lernen wir daraus: Niemals, wirklich niemals schlechte Espressobohnen kaufen, denn die Strafe ist grausam.

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