Gourmet-Alarm in Moabit: Mufflon!

Gerne hätte ich dieses Essen für meine Freundin und mich zubereitet. Doch es wurde dann doch leider ein „Dinner for One“. Sie werde keinesfalls Fleisch von diesem Tier essen, lautete die sehr bestimmte Ansage. Denn dieses sei „hässlich“, habe „ein struppiges, filziges Fell“ und schmecke bestimmt „wie ein alter Hammel“. Und bei dieser Gelegenheit; Schnecken, Froschschenkel und Gänsestopfleber würde sie ebenfalls niemals essen. Gegen solide geschmortes Wildschwein habe sie hingegen nichts einzuwenden.

Sieht doch wirklich zum reinbeißen aus, oder?

Mach ich bestimmt bald mal wieder. Doch diesmal ging es um Mufflon, das europäische Wildschaf, das sich hauptsächlich in hügeligen bis bergigen Gegenden aufhält und ziemlich schmackhaft und gesund ernährt (vor allem Gräser, Laub, Kräuter, Moos, Flechten und Triebspitzen) Mein Wild- und Geflügeldealer in der halbgentrifizierten Moabiter Markthalle hat derzeit Rücken, Keule und aus dem Rücken ausgelösten Filet im Angebot, letzteres für 13 Euro pro Kilo (kein Tippfehler) Da ich nur ein bisschen probieren wollte, entschied ich mich für Filet. Einen Wildfonds hatte ich noch im Eisfach und meinen Wandlitzer Bio-Rotkohl wollte ich ohnehin für ein Wochenendessen zubereiten.

Alles ist ganz einfach: Die zarten Filets salzen, pfeffern, kurz und scharf anbraten, mit ein wenig Rotwein ablöschen, Wildfonds (im dem auch Piment, Wacholder, Rosmarin und ein wenig Knoblauch verarbeitet sein sollten) dazu geben und bei schlaffer Hitze 20 Minuten schmoren. Die Soße kann man bei Bedarf etwas nachwürzen und ein wenig binden, auf Letzteres verzichte ich meistens.

Natürlich ist hier nicht „alter Hammel“ (bzw. Widder), sondern feinstes, fettarmes Fleisch von einem Jungtier angesagt. Es ist wunderbar zart, fast mürbe und erinnert ein wenig an Reh und Heidschnucke. Dazu passen mittelschwere Rotweine mit möglichst wenig Holz. Ich hab es mit einem recht einfachen, aber sehr gut passenden, jungen spanischen Landwein versucht, dem 2014er Oveja tinta Graciano, der zu 100% aus besagter Rebsorte besteht und mit feinen Beerenaromen, kräfigter Säure und knackigen Tanninen auftrumpft. Passt auch sehr gut zum Rotkohl. Auch den gibt’s derzeit im Angebot, für unglaubliche 4,29 Euro bei Mitte Meer

Jedenfalls war das definitiv nicht mein letztes Mufflongericht. Und wer schon immer mal in unbekannte Wildgefilde mit hohem Genussfaktor vorstoßen wollte, sollte sich schleunigst auf den Weg zur „Geflügeloase“ in der Moabiter Markthalle machen.

 

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