Warum ich mein SPIEGEL-Abo kündige

Ich gehöre nicht zu den Menschen, die das Abonnement einer Zeitschrift kündigen, weil ihren ein Artikel nicht gepasst hat. Im Gegenteil: Solche Reaktionen habe ich in meiner Zeit als Redakteur bei der „Jungen Welt“ stets mit Belustigung zur Kenntnis genommen. Wer in einem Presseerzeugnis ausschließlich seine eigene Meinung wiedergespiegelt haben möchte, sollte vielleicht besser Selbstgespräche führen.

Mein Entschluss jetzt den SPIEGEL abzubestellen ist eher das Ergebnis einer langen, schleichenden Entfremdung. Natürlich gibt es in dem Magazin immer noch Sternstunden des investigativen Journalismus und brillant geschriebene Artikel. Und das Rechts-Links-Duell zwischen den polarisierenden Kolumnisten Jan Fleischhauer und Jakob Augstein gehört zum Besten, was die die deutsche Presselandschaft zu bieten hat. Doch das kann ich auch im Netz lesen, und der Rest wird nach meinem Empfinden immer dröger und substanzloser und ist teilweise auch journalistisch ausgesprochen unsauber, vor allem wenn Meinung, Bericht und Analyse vermischt werden.

Wie in der aktuellen Ausgabe. In einem längeren Artikel zum Titelthema Rechtspopulismus in Deutschland ist zu den Ursprüngen „der neuen rechten APO“ gegen Zuwanderung zu lesen: “Sie liegen tiefer, sie reichen zurück zu den Protesten gegen Hartz IV, gegen die Eurorettungspolitik oder umstrittene Bauprojekte wie Stuttgart 21“.

Das reicht. Den SPIEGEL kaufe ich mir künftig bei Bedarf am Kiosk.

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