Was für eine Woche! Ein oder mehrere ganz besonders besorgte Bürger warfen eine scharfe Handgranate auf eine Flüchtlingsunterkunft in Villingen-Schwenningen (Baden-Württemberg) Glücklicherweise ist sie nicht explodiert. In Berlin erfindet ein durchgeknallter „Flüchtlingshelfer“ den Tod eines jungen Syrers als Folgen der tagelangen Warterei in der Kälte vor dem LaGeSo. Und keiner kommt zunächst auf die Idee, dieses Facebook-Gerücht zu verifizieren. Frei erfunden auch die Geschichte von einer Schülerin, die angeblich von Flüchtlingen entführt und vergewaltigt wurde. In dieser Angelegenheit intervenierte sogar der russische Außenminister (das Mädchen gehört zu einer russlanddeutschen Familie) und warf den Behörden vor, den Fall vertuschen zu wollen. Zudem gab es mehrere Demonstrationen „besorgter Eltern“.
Derweil beschließt die Bundesregierung, den Familiennachzug für Flüchtlinge einzuschränken. Auf der anderen Seite trompeten wirre Linke und Linksradikale nach wie vor ihre Forderung nach „offenen Grenzen und Bleiberecht für Alle“ durch die Gegend – ohne auf die Frage zu antworten, wie der Zuzug weiterer Millionen Menschen in relativ kurzer Zeit bewältigt werden könnte.
Ein Diskurs zwischen den verschiedenen Lagern findet nicht mehr statt. Im Gegenteil: Alles wird zunehmend feindseliger und unversöhnlicher, und der Vormarsch der AfD, also einer für faschistisches Gedankengut sehr offenen Partei, geht ungebrochen weiter.
Gute Laune macht das nicht, doch das schöne Wetter (go,Fahrrad,go) und sogar die Arbeit bieten ein wenig Zerstreuung. Und natürlich ein guter Wein, den ich zudem ganz alleine austrinken darf, weil den viele nicht mögen. In der Tat ist der Traminer 2014 von Horst Hummel alles andere als ein Mainstream-Wein. Gnadenlos durchgegoren, reduktiv ausgebaut, keine schmeckbare Restsüße, knackige, obwohl moderate Säure – aber dennoch feine, typische – wenn auch knochentrockene – Traminerfrucht nebst ein wenig Zitrusschalen und Kräuternoten – und einem betörenden Schwall Rosenwasser in der Nase. Bestimmt nicht jedermanns (oder -fraus) Sache, dafür aber ein wertvoller Beitrag für die Interpretationspalette dieser Rebsorte. Also unbedingt probieren!