Verboten ist das nicht. Nur grauenvoll

Wenn der Manager der halbgentrifizierten Moabiter Markthalle neue gastronomische Highlights ankündigt, dann neigt er nicht gerade zu Understatement. Von einer „Sushi-Bar“ und sogar einer „japanischen Sushi-Meisterin“ war vor ein paar Wochen die Rede, Und von der „Poutine Kitchen“, einer „exklusiven kanadischen Streetfood-Spezialität“.

Der Reihe nach. Dort, wo viele Jahre eine Thoben-Filiale eine große Kundschaft mit billigen Industriebackwaren versorgte, hat jetzt ein weiterer Allerwelts-Asia-Imbiss sein Quartier. Dessen Karte weist zwar durchaus Parallelen zum bereits länger ansässigen „HaNoi“ .(unmittelbar davor) auf, aber es gibt auch ein umfangreicher Sushi-Angebot.

Das macht erstmal neugierig, denn Moabit ist nicht gerade als Hotspot für gutes Sushi bekannt. Und daran wird sich vorläufig wohl auch nichts ändern, denn die nachlässig und schmucklos auf den Teller geflanschten Makis, Nigiris und Rolls nebst der 08/15-Accessoires (mittelmäßige Sojasoße sowie Washabi und eingelegter Ingwer aus der Großpackung ) schmecken bestenfalls langweilig, wobei die Konsistenz des Sushi-Reis sogar eher in Richtung unterirdisch ging. Eine Einschätzung, die zwei von mir animierte Bekannte nach ihrem Besuch vollumfänglich bestätigten. Langweiliges, billiges Asia-Food gibt es aber auch in Moabit an jeder Ecke, und noch einen Laden dieser Art braucht kein Mensch.

Endlich gibt’s in Moabit auch Labberfritten mit Silikongeschmack. Kosten auch nur 5,50

Abgehakt. Dann wäre da noch „The Poutine Kitchen“ was sich beim Besuch als etwas aufgepeppte Pommes-Bude entpuppt Angeblich ist das seit Jahren der Hit in der kanadischen Streetfood-Szene, aber solange ich nicht vor Ort war, glaube ich derartigen Aussagen ohnehin nicht. Und falls es stimmen sollte, kann man Kanada getrost aus der Liste der Kulturnationen streichen.

Die in einer Pappschale servierten Fritten werden mit quietschigen Würfeln gemischt, die in Konsistenz und Geschmack an Silikon-Dichtmasse erinnern. Angeblich soll es sich um Käse handeln. Und das ganze dümpelt in einer schwer definierbaren Bratensoße vor sich hin, die die ohnehin nicht sonderlich krossen Fritten allmählich aufweicht. Wer es etwas „edler“ mag, kann für einen Aufpreis noch Schweinefleischfasern (werden heutzutage “Pulled Pork” genannt), Hühnchenstücke oder Schinken dazu ordern. Diverse Soßen und Würzmittel ((Mayo, Ketchup, Chutney, Senf etc.) gibt’s auch dazu, aber damit ist dieses kulinarische Grauen auch nicht mehr aufzuhübschen. Es schmeckt wirklich furchtbar!

5,50 für die Basisversion (“Québec classic“) Fritten mit Quietschwürfeln und Soße sind zudem eine recht ambitionierte Preisgestaltung. Und auch auf die Idee, für ein kleines (0,3l) „Berliner Pilsner“, eines der schlechtesten Biere der Welt, 2,90 zu berappen, würde ich im Traum nicht kommen. Zumal es ein paar Meter weiter das großartige unpasteurisierte Pilsner Tankbier gibt – für den gleichen Preis.

In Kürze macht in dieser Hallenecke auch noch ein Serbe auf. Bin gespannt, ob aus dem gastromischen Doppel-Flop dann ein Dreifach-Flop wird, wie stets begleitet von eingesprungenen verbalen Jubelpirouetten des Hallenmanagers.

Aber alles nicht so schlimm. Solange es in der Halle noch Geschäfte, Imbisse und Restaurants mit anständigem Angeboten gibt, ist sie nicht nur für Touristen und diverse Mafia-Clans, die sie manchmal komplett buchen, sondern auch für Moabiter einen Besuch wert.

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