Ich gehöre zu den innerstädtischen „Fast-Immer-Fahrradfahrern“, die sich lediglich von einer geschlossenen Eisdecke, sintflutartigen Regengüssen, orkanartigen Böen oder Minustemperaturen im zweistelligen Bereich in die mentale Hölle öffentlicher Verkehrsmittel abdrängen lassen. Ein Auto habe ich erst gar nicht. Das ist nicht jedermanns Sache und setzt neben geeigneter Kleidung auch eine gewisse Routine voraus.
Wer aber in Berlin mit seinem immer besser werdenden Fahrradroutennetz bei geeignetem Wetter nicht das Fahrrad für seine kürzeren alltäglichen Wege benutzt, ist entweder a) faul b) körperlich eingeschränkt oder hat c) schlicht einen an der Waffel.
Eigentlich sollte diese umwelt- und gesundheitsverträgliche Form der urbanen Mobilität allseits auf Unterstützung oder wenigstens Verständnis treffen. Doch dem ist bei weitem nicht so, und damit meine ich nicht nur die unvermeidlichen durchgeknallten PKW-Zombies auf vielen Straßen.
Jedenfalls passierte mir am Dienstag nach Verlassen einer Pressekonferenz im Berliner Angeordnetenhaus ein kleines Missgeschick. Beim Öffnen meines Kabelschlosses drückte ich versehentlich auf mein Hinterradventil und hatte flugs einen Platten. Da kein radelnder Zeitgenosse weit und breit eine Pumpe mit sich führte (und ich leider auch nicht), sann ich auf anderweitige Abhilfe.
Dies sollte kein Problem sein, da sich um die Ecke in der Wilhelmstraße ein Souvenirshop mit angeschlossenem Fahrradverleih befindet. Flugs schob ich meinen „grünen Pfeil“ dorthin und bat die diensthabende Servicekraft um die kurzzeitige Ausleihe einer Pumpe zwecks Befüllung meines Reifens. Die Antwort war ernüchternd: „Wir haben hier leider (sie hat wirklich „leider“ gesagt) nur Pumpen zum Verkaufen“ wurde mein Anliegen abschlägig beschieden.
Kann mir bitte mal jemand erklären, was so ein moralisch vollkommen verratzter Laden in der Innenstadt einer selbsternannten „Dienstleistungsmetropole“ zu suchen hat? Oder auch sonst wo?
Mein Problem konnte glücklicherweise zeitnah anderweitig gelöst werden. Aber wenn ich nicht wesentlich Wichtigeres zu tun hätte, würde ich vor dem Laden eine Mahnwache aufstellen und bundesweite Boykottaufrufe verbreiten.
Was lernst man daraus: 1.) Berlin ist manchmal immer noch eine Service-Hölle. 2.) Man sollte immer eine Pumpe dabei haben. Aber den Spaß am Fahrrad fahren sollte man sich durch derlei Beschränktheit nicht vermiesen lassen. Pedalbetriebene Mobilität ist nicht nur praktisch, sondern hat auch viel mit Genuss zu tun. Und Genuss ist bekanntlich Notwehr, in diesem Fall gegen den neurotischen Automobilisierungswahn