Es ist der übliche mediale Zynismus. Erst wird man wochenlang mit Tipps bombardiert, wie man sich in der Advents- und Weihnachtszeit die Plauze vollhaut, bis der Arzt kommt. Doch während die gehorsamst vertilgten Stollen, Dominosteine, Printen und natürlich diverse warme Fettbomben noch in den Gedärmen rumoren, treten die Gesundheits- und Schlankheitsapostel mit allerlei Diät- und Fitness-Ratschlägen auf den Plan.
Weihnachten ist nicht nur deswegen eine mentale Pest. Dennoch sind auch bekennende Agnostiker wie ich in dieser Zeit nicht vor ausufernden Schlemmereien gefeit. Mein normalerweise sehr reduzierter Fleischkonsum erreichte an den Feiertagen für meine Verhältnisse schier unglaubliche Werte.
Unter anderem verspeiste ich – mit großem Genuss – eine Entenkeule und eine große Portion Wildschweinbraten. Auch mein – in der Regel extrem moderater- Süßigkeitenverzehr dürfte im Dezember ungefähr das Volumen des gesamten Restjahres erreicht haben.
Dass ich im Dezember einiges zugelegt habe, ist mir auch ohne Waage klar. Ich besitze ohnehin keine. Wozu auch: Ich habe mir angewöhnt, auf meinen Körper zu hören. Wenn er sich überfüllt fühlt, sendet ein paar Signale, auf die ich dann entsprechend reagiere. Ohnehin gibt es nur zwei Stellschrauben, mit denen man sein Gewicht und damit sein körperliches Wohlbefinden regulieren kann: Weniger Kalorien aufnehmen und mehr verbrennen, d.h weniger futtern und mehr bewegen. Alles Andere ist Quatsch, wie z.B. der weitgehende Verzicht auf bestimmte Nahrungsbestandteile wie Fett oder Kohlenhydrate oder die Einhaltung bestimmter Essenszeiten.
Ich lasse mir den Spaß an genussvollem Essen und Trinken jedenfalls nicht vermiesen – und freue mich entsprechend auf die Zubereitung des einzigen Weihnachtsgeschenkes, dass ich erhalten habe: Einen frischen Tuber Melanosporum, auch unter dem Namen Schwarzer Wintertrüffel bekannt. Das klingt angesichts eines Kilopreises von mindestens 2000 Euro etwas dekadent, doch mein Trüffel wiegt lediglich ca zehn Gramm – was für die Beglückung von zwei bis vier Personen auch vollkommen ausreicht.
Eine der klassischen Zubereitungsvarianten ist denkbar einfach. Tagliatelle in sprudelndem Salzwasser bissfest kochen, anschließend durch Butter schwenken, auf vorgewärmten tiefen Tellern auftischen und feine Trüffelspäne darüber hobeln. Es schmeckt einfach himmlisch, man hat das Gefühl eine Essenz aller Edelpilze dieser Welt auf der Zunge zu haben und badet seine Geschmackssinne in einem unbeschreiblichen Waldaroma.
Dazu trinkt man einen kräftigen Weißwein, mit viel Körper und dezenter Restsüße. Gute Erfahrungen habe ich mit „feinherbem“ Muskateller gemacht, z.B. vom Pfälzer Weingut Meßmer oder aus der Steiermark.
Wintertrüffel erhält man derzeit im gehobenen Lebensmittelfachhandel, aber auch in den Lebensmittelabteilungen von Karstadt. Finger weg von chinesischen Billig-Trüffeln: Sie kosten zwar nur einen Bruchteil, sind aber nicht mal dieses Geld wert.