Öfter mal was Neues

Mit Musik ist es wie mit Wein oder Essen: Was der Bauer nicht kennt, dass frisst er (trinkt er, hört er) nicht Und wer kennt schon Wojciech Kilar oder Krzystof Urbanski.   Die beiden polnischen Musiker gehören nicht gerade zu den Stammgästen in den großen deutschen Konzertsälen. Gerne begibt sich der von einem schier überbordenden Angebot verwöhnte gemeine Berliner Konzertbesucher auf die vermeintlich sichere Seite und zieht sich seinen bewährten Beethoven, Brahms, Mozart Wagner etc. rein. Natürlich geleitet von einem Dirigenten, den man schon mal gesehen hat oder wenigstens irgendwie kennt.

 

Da ist es schon fast ein Wagnis, wenn das recht renommierte Deutsche Symphonie Orchester (DSO)   an einem Sonnabend bei durchaus stattlichen Eintrittspreisen ein Konzert unter der Leitung des 30jährigen, kaum bekannten polnischen Dirigenten Krzystof Urbanski in der Berliner Philharmonie anbietet. Und dieses Konzert zudem mit einem Orchesterwerk des ebenfalls nur Experten geläufigen Wojciech Kilar eröffnet wird.

Wer sich vom eltären Getue des klassischen Musikbetriebes nicht abschrecken lässt, sollte ab und an die Berliner Philharmonie besuchen.
Quelle:wikipedidacommons

Heraus kam dabei eine ausgesprochen fröhliche, perkussive Lautmalerei rund um ein imaginäres bäuerliches Fest. Kein anbiedernder Folklorismus, sondern Zeugnis einer gerade in Polen seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts verbreiteten Strömung, die Kompositionstechniken der neutönerischen Avantgarde mit Elementen konventioneller Tonalität zu versöhnen.

Das Konzert war übrigens sehr gut besucht. Und das nicht nur, weil ausreichend Westberliner Kulturrentner ihr vorab bezahltes Abo für 6-8 Konzerten aussitzen wollten. Es war ein teilweise überraschend junges, leger gewandetes Publikum. Das ist leider erwährenswert, da der berühmte Musentempel wohl nie so ganz die elitäre Aura verlieren wird, die der Alt-Nazi Herbert von Karajan als langjähriger Chef der Berliner Philharmoniker dem wunderschönen Bau implementierte.

Natürlich werden viele Besucher wegen der nachfolgenden Werke gekommen sein. Schließlich kann sich das DSO keinen kommerziellen Harakiri leisten, und mit dem Konzert für Cello und Orchester  von Dmitri Schostakowitsch - noch dazu mit dem recht bekannten Daniel Müller-Schott als Solisten, war man auf der einigermaßen sicheren Seiten. Zum Schluss dann noch ein gleichermaßen filigranes wie mächtiges Orchesterkonzert eines recht bekannten Polen, Witold Lutoslawski.

Der Schostakowitsch – eigentlich ein großartiges Werk – war übrigens ziemlich mau. Zu  unpräzise interagierten Solist und Orchester. Der Lutoslawski dagegen wieder ganz groß.

Wie dem auch sei: Ich habe für mich einen neuen Komponisten (Wojciech Kilar) und einen neuen Dirigenten (Krzystof Urbanski) kennen und schätzen gelernt. Mit Wein und Essen versuche ich ähnlich umzugehen: Lieber mal etwas Neues, Unbekanntes ausprobieren, statt sich immer wieder das gleiche Zeug reinhauen. Also mal Cabernet blanc und Solaris statt Elbling und Riesling. Oder mal Pferd, Hund oder Schlange statt Austern, Garnelen und Lammrücken.

 

2 Gedanken zu “Öfter mal was Neues

  1. Lieber Herr Balcerowiak,
    eigentlich lese ich Ihren Blog sehr gerne. Aber müssen Sie unbedingt Hunde als Essen empfehlen? Offenbar ja, denn Sie sind ein “Wiederholungstäter”, wie ein kurzer Blick ins Internet belegt (http://forum.ksgemeinde.de/archive/index.php/t-5775.html). Das finde ich weder lustig noch sonst irgendwie akzeptabel. Schämen Sie sich!

  2. Nö, tue ich nicht! Wer sind wir denn, dass wir uns als Essenszensoren für andere Völker aufspielen dürfen. Ich habe jedenfalls in Vietnam vor einigen Jahren Hund in verschiedenen Zubereitungsvarianten probiert – und war sehr angetan.