Mein Freund das Pferd

 

Wer eine minderjährige Tochter hat und es sich gründlich mir ihr verderben will, hat eine ziemlich einfache und absolut sichere Möglichkeit: Einfach mal leckeres Pferdefleisch auf den Esstisch stellen. Doch auch viele erwachsene und – im Gegensatz zu minderjährigen Mädchen – vernunftbegabte Menschen schütteln sich bei dem Gedanken an dessen Verzehr und haben bei heldenhaften Selbstversuchen mit Würgereizen zu kämpfen, wie ich es neulich bei einem kleinen Grillgelage in Wandlitz erlebte.

Am Geschmack kann es nicht liegen. Pferdefleisch ist etwas kräftiger im Geschmack als Rind- oder Schweinefleisch, ausgesprochen mager und dabei dennoch zart. Auch die Ernährung der hüpfenden und trabenden Vierbeiner ist über jeden Zweifel erhaben.

Ein Pferd hat viele leckere Seiten
Quelle:Wikipedia

 

Einsteiger seien Pferdebouletten empfohlen. Wer das Glück hat in Berlin zu wohnen, bekommt frisches Pferdehack bei der Fleischerei Bredel in der Feldstraße 32 in Spandau. Die Zubereitung unterscheidet sich nicht von der anderer Bouletten. Allerdings sollte man der Fleischmasse ein wenig Öl beimengen, damit es nicht zu trocken wird. Ansonsten gehören natürlich Eier, altbackenes Weißbrot, Salz und Pfeffer dazu. Nach Belieben kann man beispielsweise frische Kräuter (Estragon, Basilikum etc.) oder auch Kapern hinzufügen. Mehlieren, schön durchbraten und fertig ist das Leckerli, welches natürlich auch kalt genossen oder aufgewärmt werden darf. Je nach Beilage trinkt man dazu entweder ein anständiges Bier oder einen soliden, nicht zu schweren Rotwein ohne markante Holznoten. Spontan fallen mir da Spätburgunder von der Winzergenossenschaft Ihringen und Lemberger von den Kollegen in Cleebronn-Göglingen  ein.

 Die weit verbreitete irrationale Ablehnung von Pferdefleisch hat natürlich dazu geführt, dass es nut in wenigen Lokalen auf der Karte steht. Doch es gibt sie noch: Monumente Berliner Esskultur, die dem Zeitgeist trotzen und das Pferd zu würdigen wissen. Dazu gehört die Gaststätte Zum Stammtisch  in Berlin-Moabit. Klaus und Regina führen den Laden seit über 40 Jahren, und abgesehen von gepflegten, preiswerten Bieren gibt es dort auch solide bürgerliche Küche, zu der natürlich Pferdebouletten gehören. Besonderes Highlight sind jedoch die mit unzähligen Beilagen und einer fantastischen Soße servierten Pferderouladen, die allerdings nur auf Vorbestellung zu bestimmten Terminen angeboten werden. Ein Warnhinweis muss jedoch sein. In diesem Lokal keinesfalls Wein trinken!

 

Ein Gedanke zu “Mein Freund das Pferd

  1. Ein Hallo an Rainer……
    Rainer, ich kann deine Tochter absolut verstehen! Mir geht es Heute noch so.
    Schon als kleines Mädchen konnte mich unsere Mutter nie,aber auch gar nie überlisten Pferdefleisch zu essen.Sei es als leckeren Braten,in Wurstwaren usw.
    ich habe es immer gemerkt .
    Aber nun zu Dir als Pferdefleisch-Gourmet..ja Du hast recht das Fleisch von den Pferden ist eines der gesündesten Eiweisslieferanten die es gibt!
    Und ich hab mich auch daran gewöhnt ab den faulen Sprücheklopfern(mein Sohn)
    “Mam ich mag die Pferde auch sehr gerne wie DU,….aber nur auf dem Teller”!
    Bei uns ist es ja immer auch noch etwas anders,denn wir haben eine Zucht(die sogenannten CH-Freiberger-Pferde und da ist die Auswahl streng,das heisst wenn ein Fohlen nicht genügend Punkte bekommt ist es zu 90% dem Fleischesser(Mensch)zur Freude.
    Ich wünsche ein schönes Wochenende,und liebe Pferdegrüsse an deine Pferdenärrin(Tochter)
    d, Paula aus der Schweiz im Bernerjura