Ich habe es gut und kann die plötzliche Rückkehr des „goldenen Oktobers“ dazu nutzen, im Garten ganz relaxed Laub zu fegen, den letzten Kohl und einige Kräuter zu ernten sowie die Beete für die Wintersaat vorzubereiten. An der Mosel, wo ich mich in der vergangenen Woche aufhielt, geht es weniger entspannt zu. „Sämtliche Rieslinganlagen kollabieren. Ich habe eben noch mit Kollegen telefoniert. Das gleiche in Württemberg und an der Nahe. Die Mengen schrumpfen schlagartig, es deutet sich eine Missernte an! Mehr nach dem Herbst“, mailte mir gestern ein Winzer. Der ungünstige Vegetationsverlauf und das feucht-kalte Wetter in den ersten Oktoberwochen fordern jetzt ihren Tribut. Die Fäulnis und die damit verbundenen Pilzkrankheiten sind rasant auf dem Vormarsch. Alles, was an gesundem Lesegut überhaupt noch da ist, muss schleunigst vom Stock, ohne Rücksicht auf den erreichten Reifegrad.
Natürlich wird es auch in diesem Jahrgang guten und sehr guten Riesling geben. Aber möglicherweise in deutlich geringeren Mengen und mit entsprechend hohen Preisen. Die sollte man dann auch bereit sein zu zahlen, aber dennoch spricht nichts dagegen, sich jetzt noch schnell ein wenig zu bevorraten und Riesling aus den Jahrgängen 2011 und 2012 zu erwerben.
Ansonsten stelle ich allmählich und auch nur temporär vom Wein- in den totalen Musik-Modus um. „The Sound of Surprise“ lautet das Motto der 2013er Auflage des traditionsreichen Berliner Jazzfestes, das vom 31.10. bis zum 3.11. im Festspielhaus und einigen Clubs stattfindet. Das Programm ist – gelinde gesagt – sensationell, näheres folgt hier in Kürze. Und nicht nur das: Ab dem 30. Oktober wird dieser Blog für einige Tage ausschließlich diesem Festival gewidmet sein; täglich frisch mit Impressionen, Sounds und Statements. Genuss ist bekanntlich Notwehr, und Musik sollte dabei eine angemessen gewichtige Rolle spielen.
Dagegen ödet mich das politische Geschehen derzeit furchtbar an. Die lächerliche Inszenierung rund um die bereits am Wahlabend intern beschlossenen Große Koalition ist eine zynische Beleidigung für jeden einigermaßen denkfähigen Menschen. Ein „hartes Ringen“ um den Koalitionsvertrag wird jetzt angekündigt, obwohl längst fest steht, was herauskommen wird. Spätestens kurz vor Weihnachten soll der Zirkus vorbei sein. So richtig spannend wird es ohnehin erst, wenn die ganzen ungedeckten Schecks der „Euro-Rettung“ platzen und Merkels Spardiktate als Rohrkrepierer zurückkommen.
Zu dem durchgeknallten Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst und seiner parasitären Sekte fällt mir auch nichts mehr ein, weil Gernot Hassknecht in der Heute-Show am Freitag bereits alles Notwendige gesagt hat.