Zu meinen saisonalen Ess- und Trinkgewohnheiten gehört, dass der Weinkompass in den Monaten November bis März deutlich in Richtung Rot ausschlägt. Große Wild- und ähnliche Gelage werfen ebenso ihre Schatten voraus, wie der Wunsch nach dem abendlichen Dämmerschluck in der geheizten Wohnung, die im Winter zu einer Art Fluchtpunkt vor den Unbilden des garstigen Wetters wird. Irgendwie passen Elbling, Riesling&Co nicht zu diesem Feeling. Eher Spätburgunder und Lemberger. Wenn man dann an die Anschaffung kleinerer Spätburgunder-Vorräte geht, liegt es natürlich nahe, Weine von jenen Winzern zu probieren, die dem noblen Verband der Deutschen Prädikatsweinwinzer (VDP) gehören.
Denn der stolze Adler auf dem Flaschenhals ist schon ein Indiz für eine gewisse Qualität. Bei den „Ersten“- oder „Großen Gewächsen“ der VDP-Betriebe wird man auch selten enttäuscht. Allerdings setzen die aufgerufenen Preise – mögen sie berechtigt sein oder nicht – dem alltäglichen Konsum derartiger Weine enge Grenzen. Nicht so eindeutig ist die Sache bei den Basis-Rotweinen der VDP’ler. Was da für 9-12 Euro angeboten wird ist meistens ganz passabel, manchmal recht gut (Weingut Fürst, Weingut Künstler), aber nur in seltenen Fällen (Salwey!!) so eindrucksvoll, dass einem der Zehner locker aus der Börse fluppt.
Doch kein Mensch – vor allem wenn er es finanziell nicht so dicke hat – sollte zehn Euro oder mehr für einen Adler auf dem Flaschenhals ausgeben, wenn es ohne Adler mindestens genauso gut und vor allem deutlich preiswürdiger geht. Schon vor zwei Jahren hatte ich mich mit den Spätburgundern des Weinguts Ehrhart beschäftigt und war ziemlich begeistert. Und auch der derzeit im Handel befindliche Jahrgang 2011 seines Spätburgunders *** kann überzeugen. In der Nase und im Mund satte, trockene Beerenfrucht, dazu ein wenig Kirsche und zarte Kräuternoten. Feine Tannine, milde, aber präsente Säure, gut gepuffert durch den 18monatigen Ausbau in gebrauchten Barriquefässern. Dazu ein überraschend nachhaltiger, leicht sahniger Abgang. Wildschweinbraten, Rehrücken oder auch Lammkeule können kommen.
Mit der VDP-„Basis“ kann dieser Wein jedenfalls locker mithalten. Zwar habe ich keine direkte Vergleichsverkostung gemacht, doch den meisten Basis-Abfüllungen aus noblem Hause würde ich den Erhart-Spätburgunder sogar eindeutig vorziehen. Und jetzt kommt der Clou: Eine Flasche kostet lediglich sechs Euro, und der Winzer wirkt trotzdem nicht so, als ob er am Hungertuch nagt.
Noch was für die Rubrik „Das Allerletzte“. Der Berliner Senat will jetzt einen bereits im Mai gefassten Beschluss in Kraft setzen, laut dem der Austritt aus einer der christlichen Kirchen künftig gebührenpflichtig sein soll. Wer also endlich diesen korrupten Sekten den Rücken kehrt, muss dafür dann 30 Euro berappen! Ticken die noch ganz richtig?
Wie dem auch sei. Den Spätburgunder *** vom Pfälzer Weingut Ehrhart kann man für 6 Euro pro Flasche (ab 12 Flaschen versandkostenfrei) hier bestellen