Ja, ich gestehe. Manchmal gehe ich zu ALDI. Ich gehöre zu jenen Menschen, die mangels üppiger Ressourcen eine gewisse Ausgabendisziplin waren müssen. Bei dem Discounter werden von mir meistens Bio-Eier, Bio-Milch, Bio-Möhren und Gewürz-Quark erstanden. Und manchmal auch ein paar andere Dinge.
Natürlich kein Wein, denn das Standard-Sortiment von Aldi bewegt sich irgendwo zwischen stinklangweilig und ungenießbar. Doch es gibt temporäre Ausnahmen. Zum einen sollte man bestimmte Weine bei Sonderaktionen unbedingt probieren. So gab es vor einigen Jahren mal “Premier Cru”-Weine aus Luxemburg, darunter einen sagenhaften Auxerrois. Offensichtlich hatte der Konzern eine Übermenge eingekauft, die von den Produzenten, einer großen luxemburgischen Genossenschaft, nicht mehr zum eigentlichen Preis vermarktet werden konnte. Anders waren die 3,99 Euro für diesen Superwein jedenfalls nicht zu erklären.
Aber da ist dann noch die professionelle Neugier des Weinschreibers. Und so kam neulich auch ein Chianti Classico Riserva 2009 namens Montelaia in meinen Einkaufkorb. Für Aldi schon Luxusklasse, denn er kostet 4,99.
Ich hätte es ahnen können. Die deutsche Beschriftung auf der Rückseite zeigt, dass es sich um eine ausschließlich für den Export bestimmte Großabfüllung handelt. Daran ändern auch die arg missbrauchten “Qualitätssiegel” wie Riserva und der schwarze Hahn für originäre Chianti-Weine nichts. Ergebnis: Er schmeckt furchtbar: Schwache Nase, kaum Frucht, plumpe Säure, kein Nachklang. Weg damit!!
Heute werde ich diesen Geschmacks-Faux-pas ausbügeln. Frisch geliefert wurde mir der Chianti Classico von der Fattoria La Vialla, einem toskanischen Öko-Betrieb. Ein schönes beeriges Tröpfchen, erdig mit Kräutertönen, feine eingebundene Säure, mächtiger Nachhall. Ein Edel-Italiener für die “Toscana-Fraktion?” Nö, die Schnösel würden diesen Wein nicht mal mit der Kneifzange anfassen. Weil er nur 5,80 kostet.
Jetzt noch ein anständiges Stück Lammhals besorgen und einen gut gewürzten Eintopf mit Kartoffeln und grünen Bohnen fabrizieren. Und noch einen schönen Gruß an alle Prekären und Nicht-Besserverdiener: Genuss ist machbar, Herr Nachbar.
“Mören” ohne “h” – wer soll denn das essen? Balcerowiak, Dir fehlt die starke Hand einer autoritären Schlußredaktion! Übrigens hätte ich Dich nicht als “Gewürz-Quark”-Käufer eingeschätzt. Kann man nämlich auch selber machen. Ganz einfach! Nimmste bißchen “Gewürz”, bißchen Quark, fertig isser …
@Hinterwäldler
Werter Genosse Hinterwäldler. Den “Mören” wird selbstverständlich noch ein h hinzugefügt. Gerne stehe ich zu meinen Fehlern. Sonst könnte man ja noch glauben, ich sei der Genuss-Messias. Und das bin ich natürlich nicht.
Zum Quark: Natürlich kann mann den selber machen. Was ich auch oft genug tue. Für den eingestandenen Kauf derartiger Produkte bitte ich um die Anerkennung mildernder Umstände. Auch prekäre Publizisten leiden manchmal unter Zeitstress, außerdem schmecken der Knoblauch- und der Meereettich-Quark von ALDI einfach spitze!
Ja Vialla ist ganz ok, und bei Aldi gehe ich auch manchmal einkaufen, aber die Aldi Bio-Möhren sind ein nicht zu entschuldigendes Geschmacksverbrechen, wässrig wie sonst was und schmecken nach nichts. Nein selbst mit meinem augenblicklichen Hartz IV Niveau kratze ich die paar Cent zusammen und kaufe mir samenfeste Robila auf dem Wochenmarkt oder auch im Bioladen.
Vermutlich hast Du Recht. Ich werde umgehend einen kleinen Vergleichstest machen: Möhren von ALDI-Bio und vom Demeter-Hof durch den Entsafter jagen bzw. garen oder als Roihkost raspeln.Am allerbesten schmecken natürlich ohnehin die Möhren aus meinem Garten…..
Mich würde interessieren, ob auf der Flasche vom la viala wein die Bionummer steht?Denn La Viala ist ja kein kleiner Biowinzer in der Toscana sondern ein mittelgrosser Player der soweit mir bekannt auch nach Österreich, England, Dänemark etc. verkauft.
doch,die sind zertifiziert. Und dass die ziemlich groß sind, ist ja auch kein Indikator für irgend etwas negatives.
das ist richtig, und wenn einem der Wein schmeckt auch gut.