Verjagt die Bischöfe – aber trinkt ihren Wein!

 

Am Besten, ich starte vorweg meine Rechtfertigungslitanei. Selbstverständlich bis ich der Meinung, dass die riesigen Latifundien der Kirche enteignet und ohnehin alle Privilegien dieser sektenähnlichen Vereine auf den Müllhaufen der Geschichte gehören. Reicht das für’s Erste?

Dann können wir uns ja beruhigt den Bischöflichen Weingütern  zuwenden. Da denkt man schnell an muffige Priester unter muffigen Soutanen oder Protzbischöfe wie Tebartz van Elst. Aber wie dem auch sei: Das in Trier ansässige, kircheneigene Gut gehört mit knapp 130 Hektar Rebfläche zu den größten Weinbaubetrieben in Deutschland. Und es verfügt über ein einzigartiges Portefeuille an großartigen Lagen an der Mosel, der Saar und der Ruwer. Namen wie Ayler Kupp, Kanzemer Altenberg, Kaseler Nies’chen, Bernkastler Badstube oder Scharzhofberger haben einen mehr als nur guten Klang und stehen für ganz großes Riesling-Kino. Es gibt es wohl kein Weingut in der Moselregion , welches die komplette Riesling-Klaviatur von leichten, fruchtsüßen Kabinettweinen über geschliffene trockene, mineralische Spätlesen bis hin zu hochkonzentrierten edelsüßen Spezialitäten so umfassend bespielen kann. Von dem anständigen Preis-Leistungsverhältnis mal ganz zu schweigen.

Die besseren Weine des Guts werden auf der eigenen Hefe in 1000 Liter fassenden Moselfuderfässern aus Hunsrücker Eiche kühl und langsamvergoren. Das sorgt für lange Haltbarkeit, stabile Frucht und natürlich auch viel Schmelz. Zu jung getrunken, wirken die Weine manchmal aber noch recht verschlossen. Da freut man sich doch, dass noch einige Weine aus dem seit langer Zeit besten Jahrgang der Bischöfe erhältlich sind, nämlich 2011.

In der Schatzkammer der Bischöflichen Weingüter Trier würde ich gerne mal ein Wochenende verbringen.

Zwei trockene Riesling-Spätlesen, Kanzemer Altenberg und Kaseler Nies’chen haben wir zum auf der Haut gebratenen Zander mit Kapernreis an Rieslingschaum auf den Tisch gestellt. Und wenn man schon mal quasi geweihten Wein trinkt, sollte auch die angemessene Musik nicht fehlen. So wurde die Bach-Kantate „Ich habe genug“ (in der Aufnahme mit Emma Kirkby und dem Freiburger Barockorchester) aufgelegt.

Beide Weine sind Volltreffer. Der Kanzemer etwas opulenter, mit deutlichen Anklängen an Grapefruit, Papaya und ein wenig Stachelbeere sowie ein wenig Honig kandierte Früchte am Gaumen. Der Kaseler etwas feingliedriger, aber auch mineralischer und mit Anklängen an Mandarine und Limette. Dem Fisch hat’s jedenfalls großartig gefallen. Und uns auch

Die beiden trockenen 2011er Riesling-Spätlesen Kaseler Nies’chen und Kanzemer Altenberg von den Bischöflichen Weingütern Trier gibt es für jeweils 11,90 bei Vicampo

Nicht viel zu sagen gibt es für mich dagegen zum Thema ADAC. Da ich kein Auto besitze, bin ich auch kein Mitglied des Vereins. Ungetrübt von möglicherweise positiven Erinnerungen an den Einsatz „gelber Engel“ bei einer schlimmen Autopanne irgendwo in der Pampa, habe ich den ADAC stets als das betrachtet, was er ist: Eine mächtige Lobby der Autoindustrie und einiger anderer, damit verknüpfter Branchen. Und man muss schon ziemlich naiv sein um zu glauben, dass Testberichte und Auto-Rankings in keinerlei Zusammenhang mit den wichtigsten Anzeigenkunden des ADAC stehen.

Über die Mauscheleien des Vereins braucht man sich nicht aufregen. Vielmehr dient die Angelegenheit der Aufklärung und animiert hoffentlich dazu, dem gesamten verfilzten System aus Politik, Wirtschaft, Lobbyverbänden und gewissen Medien mit mehr Argwohn gegenüber zu stehen.

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