Im vergangenen Jahr postete ich anlässlich des Frühlinganfangs am 1. März ein Foto von dem schneebedeckten Baum vor meinem Balkon. Heute sind es dagegen 12 Grad und an allen Ecken der Stadt sieht man die ersten Frühlingsblüher. Es war, so sagen die Meteorologen, der wärmste Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Das klingt nach Klimawandel und wird wohl auch so sein. Aber spätestens seit dem Ausbruch der Euro-Schuldenkrise interessiert sich hierzulande ohnehin kaum noch jemand für vermeintlich abstrakte Dinge wie CO2-Ausstoss, steigende Meeresspiegel, Dürre- oder Flutkatatastrophen – es sei denn, sie finden vor der Haustür statt.
Eigentlich hätte ich diesen schönen Tag in Wandlitz auf dem Landsitz begehen müssen. Aber in der vergangenen Woche ist einfach zu viel liegen geblieben. Außerdem habe ich mir mit dem überraschenden Kauf eines frischen Fasans eine anspruchsvolle Aufgabe gestellt, die es am heutigen Abend zu meistern gilt.
So ganz ausblenden kann ich im Moment allerdings nicht, dass auf der Krim kräftig mit den Säbeln gerasselt wird. Ein veritabler Krieg am Rande Europas hätte uns gerade noch gefehlt. Allerdings ist davon auszugehen, dass die Masters of War, also Obama und Putin die Grenzen einer möglichen Auseinandersetzung bereits vertraulich abgesteckt haben.
Ich weiß nicht, was der hier bereits des Öfteren erwähnte trotzkistische Bürokrat für eine Position zur Entwicklung in der Ukraine und besonders auf der Krim hat. Ich weiß bloß, dass er sich in Weinfragen wieder mal gründlich blamiert hat. Vor einigen Tagen erhielt ich von ihm eine Mail mit der Empfehlung, doch mal einen bulgarischen Rubin zu probieren, den er derzeit für schlappe vier Euro im Kaufhof gibt. Es würde sich lohnen.
Natürlich habe ich mir den Wein ordnungsgemäß besorgt und sorgsdam verkostet. Es war die Hölle! Tranig, fast seifig, fuselig, Frucht schon längst weg (Jahrgang 2003), ein beißender Nelkenton. Der Bürokrat muss damit rechnen, wieder zum Gläserpolierer degradiert zu werden.
Auch zum Fasan wird getestet, allerdings keine obskuren Tropfen mit trotzkistischer Empfehlung. Vielmehr wird ein türkischer Rotwein aus der mir bislang vollkommen unbekannten Rebsorte Kalecik Karasi probiert, und falls das daneben geht, steht noch eine Flasche aus dem oftmals vollkommen überbewerteten spanischen Anbaugebiet Ribera del Duero bereit. Und wenn schon Frühlingsanfag, dann richtig: Vorweg gibt es ein paar Austern, und da kein Elbling mehr im Haus ist, darf mal ein leichter Veltliner von Josef Bründlmayer beweisen, was er in dieser Kombination drauf hat.
Zu feiern gibt es (außer dem Frühling) auch was. Am Freitag hat das Verwaltungsgericht Berlin-Brandenburg entschieden, dass Ferienwohnungen in einem Mietshaus unzumutbar sind und damit eine entsprechende Unterlassungsverfügung des Bezirksamts Pankow bestätigt. Das wäre eigentlich einen ganz großen Wein wert und ist zudem Rückenwind für unsere kleine Mieterini hier im Moabiter Kiez.