Angesichts des frühen Frühlingsbeginns ist der Kampftag des Spargelschälers am 1.Mai diesmal nicht in Gefahr. Ganz im Gegenteil: Bereits jetzt sind in der Regel osteuropäische Niedriglöhner in Brandenburg und anderswo heftig damit beschäftigt, die edlen Stangen zu stechen. So wie es aussieht, werden sie dafür auch künftig nicht den gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro erhalten. Was eine Riesenschweinerei ist, aber offenbar will es die Bundesregierung ihren Wählern nicht zumuten, ein paar Cent mehr für Spargel und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse zu bezahlen und zementiert dafür die unwürdigen Löhne der Saisonarbeiter. Bin gespannt, ob den Gewerkschaftern dazu mehr als ein paar pflichtschuldige kritische Bemerkungen einfallen. Erfahrungsgemäß wohl eher nicht.
Den Appetit sollte man sich dennoch nicht verderben lassen. Und die Saison ist bereits voll im Gange; derzeit ist frischer Spargel bester Qualität aus der Region bereits für weniger als zehn Euro pro Kilo erhältlich.
Gestern gönnte ich mir die ersten Stangen, natürlich nur mit ein paar Kartoffeln (Linda) und ein wenig Butter. Alles andere ist ohnehin Frevel, denn weißer Spargel hat es einfach nicht verdient, mit Beigaben wie Schinken, Schnitzel oder Lachs belästigt zu werden. Ganz zu schweigen von einer schleimigen Pampe namens Sauce Hollandaise. Wer Spargel als Beilage zu seinen hormonverseuchten Schweineresten benötigt, sollte sich mit bitter-holzigem Billigspargel aus Griechenland bescheiden.
Zum Spargel trinkt man natürlich trockenen Weißwein, aber keine großen, aromaintensiven Geschosse, sondern leichte, frische, spritzige Tropfen mit blumigen oder auch erdigen Noten, angemessener Säure und wenig Restzucker. Silvaner kann gut funktionieren, aber auch Gutedel und sogar Müller-Thurgau, wenn er anständig gemacht ist.
Meinen ersten Spargel begleitete ich mit einem Gutedel vom Weingut Frick, dem Markgräfler Gumsle 2012. Das war ziemlich begeisternd! Der Winzer schickt mir jetzt ein Probepaket verschiedener 2013er Weine, und dann kann es richtig losgehen. Die Weine kosten übrigens rund um die fünf Euro, was den Spaßfaktor enorm erhöht Bestelladresse wird nach der Verkostung hier veröffentlicht. Ich gehöre schließlich nicht zu jenen Weinpublizisten, die Weine hochjubeln, ohne sie probiert zu haben (solche gibt es tatsächlich).
Ansonsten bin ich weiterhin auf dem C.P.E Bach-Trip. Wem dieser unglaublich vielfältige Komponist bislang durch die Lappen gegangen ist, sollte dies dringend nachholen. Erst gestern gönnte ich mir im Berliner Konzerthaus ein paar Klavierwerke, darunter die vor Improvisationslust sprühenden “Zwölf Variationen über die Folies d’espagne“ (Wq 118/9) und die elegische “Fantasie fis-Moll” (Wq 67) Und zum gemütlichen Spargelessen kann man auch gerne eine CD des Meisters einlegen.