Eine Frage ist jedenfalls geklärt. Die Suche nach dem Spargelweinkönig konnte bereits am 20.April erfolgreich beendet werden. Dabei habe ich noch gar nicht so viel probiert, aber was das Weingut Frick in Binzen im Markgräflerland auf Flaschen gefüllt hat, lässt sich wohl nicht mehr toppen. Schon im vergangenen Jahr haben mir die beiden Gutedel-Abfüllungen von Frick ausnehmend gut gefallen. Doch leider lernte ich sie erst nach der Spargelzeit kennen.
Der knochentrockene Gutedel-Kabinett „Junge Reben“ 2013 bringt jedenfalls den Frühling ins Glas. Ein Duft wie eine Blumenwiese, am Gaumen dann ein bisschen Kernobst und eine Spur Mandel, alles eingebettet in knackige, aber keineswegs aufdringliche Säure. Auch der Preis (5,90) ist ausgesprochen unaufdringlich. Dazu frischer Brandenburger Spargel – natürlich nur mit Butter und guten Kartoffeln, ohne Sauce, ohne Schinken, ohne Schnitzel – und das Leben kann ziemlich schön sein.
Ist es Ostern in Wandlitz sowieso. Berlin ist eine No-Go-Area, unzählige Touristen verstopfen die Stadt und verbreiten irgendwie schlechte Laune. Auf meinem Landsitz erkunden lediglich die ersten Bienen die Lage an der Blütenfront. Morgens gucke ich aus dem Schlafzimmer auf blühende Wildkirschen, mittags wird frischer Spargel und ein bisschen Gemüse vom Bio-Bauern geholt und abends kann man dem Pirol und dem Kuckuck lauschen. Fehlt eigentlich nur noch der Wolf, aber der ist bislang noch nicht in der Gegend aufgetaucht. Dafür haben sich Schlüsselblumen in meinem Garten ausgebreitet und wetteifern mit dem blühenden Löwenzahn um das strahlendste Gelb. Alles wirkt etwas entschleunigt, und das ist mitunter gewöhnungsbedürftig. Bis auf die Discounter am Ortsrand schließen hier die Geschäfte am Sonnabend noch um 13 Uhr und nach Dingen wie Soyamilch fragt man meistens vergeblich. Na und?
Ostermontag ging es zurück, und einen kleinen Abstecher zur neurechten „Friedensmahnwache“ am Potsdamer Platz ließ ich mir natürlich nicht nehmen. Dieser reaktionäre Unfug hat in den vergangenen Tagen besonders bei Facebook für einen waren Shitstorm gesorgt. Knapp 1000 Leute folgten dem Aufruf eines gewissen Lars Mährholz, der in seiner Rede von einer Art politischem Erweckungserlebnis zu berichten wusste. Seitdem weiß er, dass die US-Notenbank FED seit 100 Jahren für alle Kriege verantwortlich ist. Deswegen seien er und “die vielen lieben Leute hier” für Frieden und für eine „freie Presse“. Alle politischen Strömungen seien ihm willkommen und die Bewegung werde immer größer.
Mährholz ist wahrlich nicht der erste, der zu Ostern auf einen Messias-Trip kommt. Im Publikum verbreiten Esoteriker und Verschwörungstheoretiker aller Schattierungen ihren Irrsinn, und als Redner tritt unter anderem Jürgen Elsässer auf, ein Rassist und Rechtspopulist mit äußerst unscharfen Grenzen zur faschistischen Ideologie. Schön ist das alles nicht, aber besonders beängstigend auch nicht.
Das Leben geht weiter. Es liegt einiges auf dem Schreibtisch, was es abzuarbeiten gilt: Lebenmittelmafia und Immobilienspekulanten müssen in längeren Artikeln für ein Magazin verarztet werden. Außerdem naht der traditionelle Kampftag des Spargelschälers am 1.Mai, der wie stets mit einigen schrägen Vögeln in Wandlitz gefeiert wird und einige logistische Vorbereitungen erfordert. Und wer noch immer nicht verstanden hat, dass linke Politik ohne Genussfähigkeit nicht funktionieren kann, sollte sich mein neuestes Traktat zu dieser Frage im Neuen Deutschland zu Gemüte führen
Bitte lege doch das herrliche Markgräflerland nicht in den Kraichgau. Der Gutedel ist die Stammtraube hier und das Weingut Frick ist wirklich klasse.
Es ist doch immer wieder schön, wenn man von aufmerksamen Lesern als Depp entlarvt wird. Natürlich kommt der Gutedel aus dem Markgräflerland, ist bereits korrigiert. Aber jetzt muss ich mir wohl schleunigst einen Auxerrois aus dem Kraichgau besorgen
Beim Thema Auxerrois kann ich auch das Weingut Stadt Lahr, bzw jetzt das Weingut Wöhrle in Lahr sehr empfehlen. Passt super zum Spargel, un der Wein kommt aus bio dynamischen Anbau.
Endlich hält der Linkslotse wieder Kurs und spricht über Weine, die sich auch ein Normalsterblicher leisten kann. Die Spargelweinfrage mag damit geklärt sein, aber was ist mit Rosé?
Ich arbeiote dran….