Nur Wahnsinnige und Masochisten verbringen ein heißes Pfingstwochenende freiwillig in Berlin. Zumal der örtliche und internationale Feierpöbel seine pfingstliche Terrorherrschaft über Kreuzberg (“Karneval der Kulturen”) errichtet hat. Wünsche jedenfalls fröhlichen Hitzschlag.
Ich bin natürlich in Wandlitz, lasse die Seele baumeln und die Woche Revue passieren. Die EZB flutet die Märkte weiterhin mit Geld, die Zinsen gehen Richtung Null. Banken freuen sich, Kleinsparer gucken in Röhre, ihr Geld wird auf diese Weise entwertet. Dafür schießen Aktienindex und Immobilienpreise durch die Decke. Der Kapitalismus hat halt viele Facetten.
Ferner hat eine Abgeordnete der LINKEN,Sevim Dagdelen, im Bundestag die Haltung der Grünen zu faschistischen Tendenzen in der Ukraine unter Verwendung eines Bertold Brecht-Zitats als Verbrechen bezeichnet. Dem wäre eigentlich nichts hinzuzufügen. Doch den Ober-Schleimbeuteln in der LINKEN-Chefetage fällt nichts besseres ein, als sich postwendend von ihrer Kollegin zu distanzieren. Schließlich will man ja möglichst bald mit den grünen und der SPD regieren. Widerlich!
Genuss ist Notwehr und daher ist es höchste Zeit, ein paar Fische zu besorgen, ein paar Flaschen Wein kalt zu stellen und einen anständigen Kartoffelsalat zu machen.
Schließlich hatte schon der sächsische Lyriker Richard Leising in Bezug auf die DDR unmissverständlich festgestellt: “Zu einem richtigen Arbeiterstaat / Gehört ein richtiger Kartoffelsalat”. Warum hat eigentlich noch niemand die Frage untersucht, ob die erbärmliche Qualität des in der DDR angebotenen Kartoffelsalats Einfluss auf das Scheitern dieses Staates hatte.
Wie dem auch sei: „La Ratte“ konnte ich nicht auftreiben, aber Bio-Drillinge stehen der französischen Edelsorte in nichts nach. Mein Kartoffelsalat besteht aus Kartoffeln, ein wenig Öl, Salz, Pfeffer, frischem Zwiebellauch und Estragon. UND SONST NICHTS! Die frischen Saiblinge werden mit Salz, Pfeffer und einem Spritzer Zitronensaft gewürzt. In die Bauchöffnung kommt ebenfalls Estragon und Zwiebellauch. UND SONST NICHTS! Und überhaupt: Wer hochwertige Lebensmittel sinnlos verfremdet, sollte mit Molekularküchenicht unter zwei Jahren bestraft werden.
Bei Wein wird sommerlich agiert. Im Kühlschrank stehen: Ein frischer leichter Gutedel vom Weingut Dr.Schneider, der beim diesjährigen „Gutedel-Cup“ im Markgräflerland die Nase vorn hatte. Ich bin gespannt! 2.) Auch aus diesem Teil Badens stammt ein „Blanc de Noir“, also ein weißgekelterter Rotwein, vom Weingut Frick, also dem Betrieb, der in diesem Jahr mit seinem Müller-Thurgau „Lenz“ mein „Spargelkönig“ war (und noch ist). Und 3.) ein Klassiker und zwar der Riesling Morstein Großes Gewächs 2011 vom Weingut Wittmann.
Und bei diesem Wein werde ich dann das Glas auf Sevim Dagdelen und Richard Leising erheben. Und auf jenen offenbar verwirrten bürgerlich-liberalen Journalistenkollegen, der mir allen Ernstes per Mail vorgeschlagen, am Sonntag nachmittag am „Schlesischen Busch“ in Kreuzberg bzw. Treptow zu grillen.