Ich schalte langsam in den Bach-Modus um

 Es ist wieder so weit. Wie in jedem Jahr verlasse ich für ein paar Tage Berlin, um das Bachfest in Leipzig zu besuchen. Bachs Musik ist ist Seelenhygiene, besser als jeder Wellness-Urlaub oder esoterischer Workshop. Ich ignoriere für einige Tage weitgehend den alltäglichen politischen Wahnsinn und lasse mich einfach in diese Musik und in die ganze Atmosphäre fallen.

Es hat lange gedauert, bis sich die Erkenntnis durchgesetzt hatte, dass die Phase, in der Johann Sebastian Bach von 1722 bis zu seinem Tod 1750 als Thomaskantor in Leipzig wirkte, zu den Dreh- und Angelpunkten der europäischen Musikgeschichte gehört. Nicht nur seine großen Messen und Kantaten, sondern auch seine Instrumentalwerke eröffneten neue harmonische Horizonte und wurden nach einer langen Phase des Nichtverstehens zur Inspirationsquelle für Komponisten späterer Epochen, bis hin zur neuen Musik und zum Jazz.

Die Stadt Leipzig hat dieses große Erbe angenommen und institutionalisiert. Das Bach-Archiv gehört nicht nur zu den wichtigsten Forschungsstätten seiner Art, sondern zeichnet auch für das jährliche Bachfest verantwortlich, welches die Stadt an zehn Tagen im Juni mit über 100 Veranstaltungen zum Mekka der Musikwelt macht. Natürlich gibt es auch andere Festivals alter Musik, auf denen sich die Elite dieses Genres präsentiert, doch Leipzig kann darüber hinaus mit den historischen Spielstätten der Bach-Ära punkten – und natürlich mit dem Thomanerchor, der wie immer eine zentrale Rolle spielt.

Die Orgel der Nikolaikirche

Der eigentliche Charme des Festivals offenbart sich nicht nur auf den großen (und entsprechend teuren) Konzerten. Ein paar Gehminuten von der Thomaskriche entfernt ist der Marktplatz, wo Nachwuchsensembles und  Jazzgruppen den  Spuren des musikalischen Übervaters folgen, und auch ein Star-Tenor wie Martin Petzold ist sich nicht zu schade, daran mitzuwirken. Hier wird an den beiden Festivalwochenenden – umsonst und draußen- “BACHmosphäre” zelebriert, wie es die Veranstalter nennen. Und auch der Freiluftgottesdienst mit den Thomanern und Solisten wie Susanne Krumbiegel am frühen Sonntag gehört zu den unkopierbaren Alleinstellungsmerkmalen der Leipziger Veranstaltungsreihe.

Ich werde in den kommenden Tagen meine Impressionen hier schildern. Zur Einstimmung vielleicht das hier..

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