In Berlin läuft gerade ein Volksbegehren für ein Nachtflugverbot zwischen 22 und 6 Uhr am vielleicht irgendwann doch noch betriebsfähigen Flughafen BER in Schönefeld. Die Initiatoren brauchen 173.000 Unterschriften um – falls der Berliner Senat das Begehren ablehnt – einen Volksentscheid zu erzwingen.
Bis Freitag müssen die Unterschriften abgegeben sein, ob das gelingt ist fraglich. Zwar läuft die Sammlung in Gebieten unmittelbarer Betroffenheit, wie in Friedrichshagen und rund um den Müggelsee, recht erfolgreich, doch in den weniger lärmbedrohten Innenstadtbezirken eher schleppend.
Schließlich gilt es als Ausdruck allgemeinen Wohlstands, dass sich nicht nur richtig Begüterte, sondern auch Normalverdiener mehrere Flüge im Jahr leisten können. Der Kurztrip zum Ballermann auf Malle ist mittlerweile nicht teurer, als ein Wochenendausflug zur Ostsee. Auch der Luftfrachtverkehr bedient lieb gewonnene Konsumgewohnheiten. Während in Brandenburg das nicht genutzte Fallobst am Boden verfault, werden dezitonnenweise Äpfel auf Neuseeland eingeflogen – aber gleichzeitig auch deutsche Äpfel per Luftfracht exportiert.
Fluglärm ist für Millionen Menschen in Deutschland längst eine der gesundheitsrelevantesten Beeinträchtigungen der Lebensqualität. Doch der Widerstand dagegen verläuft entlang des St.Florians-Prinzips: Natürlich wollen wir alle fliegen, aber bitte nicht in der Nähe meines Hauses.
So geht das nicht. Ja, Fliegen muss seltener und teurer werden. Wer z.B. von Berlin nach Frankfurt muss, kann auf komfortable, schnelle Bahnverbindungen zurückgreifen. Wer dennoch fliegen will, soll dafür gefälligst richtig löhnen. Für Kurztrips des europäischen Partyvolks in die Berliner Clubszene im Billigflieger gibt es weder eine ökonomische, noch eine ökologische oder gar soziale Rechtfertigung.
Der wahre Genuss liegt in der Entschleunigung. Alles andere läuft auf menschenunwürdige Lebensverhältnisse hinaus. Niemand braucht peruanischen Spargel und kanarische Erdbeeren im Februar oder gesichtslose Cabernet Sauvignon-Weine aus Übersee, schon gar nicht per Luftfracht. Wenn es gelingen sollte, den Luftfahrt-Maniacs in Berlin einen kleinen Dämpfer zu verpassen, wäre dies jedenfalls ein ermutigendes Zeichen