Viele Berliner zieht es derzeit zum Wandlitzsee, der sowohl ein recht ansehnliches Freibad, als auch diverse wilde Badestellen zu bieten hat. Zudem befindet sich der gleichnamige Bahnhof der Regionalbahn direkt gegenüber vom Haupteingang des Bads.
Allerdings möchte ich jedem Sommerfrischler empfehlen, vor der Anreise ausreichend Nahrung zu sich zu nehmen oder Proviant einzupacken. Falls dies – aus welchen Gründen auch immer – unterblieben ist, sollte aber auf alle Fälle der Versuchung widerstanden werden, das Imbissangebot der neben dem Bahnhof gelegenen Fleischerei Wolff in Anspruch zu nehmen. Denn in diesem Familienbetrieb werden die großen Traditionen Brandenburgs hingebungsvoll gepflegt.
Mein erster Versuch, dort eine Kleinigkeit zu verzehren, scheiterte an der Imbissverkäuferin, die mich und die weiteren potenziellen Kunden in der Schlange schlicht ignorierte und statt dessen eine angeregte Konversation mit einem Bekannten führte. Natürlich guckte ich mir diese Vorführung märkischer Kommunikations- und Service-Kultur nur wenige Minuten an und zog dann ungesättigt von dannen. Was eigentlich ein Glücksfall war, denn noch schlimmer, als bei Wolff nicht bedient zu werden, ist es bedient zu werden.
Hier schmeckt die stets reichliche Panade noch so richtig schön nach Sägespänen und nasser Pappe. Hier bekommt man noch so richtig faserig-zähe Schnitzel. Hier kommen die Fischfilets noch aus der Gefriertruhe und schmecken nach kurzem Bad in der Fritte im Inneren noch ziemlich roh. Hier wird der Wunsch nach einem Stück Fisch ohne Panade noch mit einem souveränen „Ham wa nich“ beantwortet.
Wir sind in Brandenburg, und seit dem Erscheinen des gleichnamigen Songs von Rainald Grebe vor einigen Jahren hat sich wenig geändert. Doch es gibt Ausnahmen und sogar Möglichkeiten, den kleinen Hunger auch am Wandlitzsee unfallfrei zu stillen. So findet man direkt gegenüber von der Fleischerei Wolff ein Geschäft, das zwar wenig Vertrauen erweckend “Atze`s Angelladen” heisst, aber dennoch einen sehr guten Fischimbiss betreibt. Und auf der Rückfahrt sollte man einen kleinen Abstecher zum Biohof Gerstel machen und kann sich in dem kleinen Hofladen mit saisonalem Obst, Gemüse, Salaten und Kräutern aus eigenem Anbau sowie wunderbaren Fruchtaufstrichen und frischen Eiern versorgen. Und das zu Preisen, die das Vorurteil, dass Bio immer abnorm teuer sein muss, eindrucksvoll widerlegen.