Wie entsteht ein Produkt, das regelmäßig mit Attributen wie „großer Wein“, „Ikone des Weinbaus“, „bester Wein Kaliforniens“ oder „einer der besten Weine der Welt“ versehen wird. Die Antwort auf diese Frage findet man in der Regel mitnichten in den Weinbergen und Keller engagierter Winzer oder im Weinglas selbst, sondern in den Marketingabteilungen großer Konzerne. Man nehme reichlich Kapital, gewinne die Unterstützung von Multiplikatoren wie dem im Hochpreissegment wohl einflussreichsten Weinkritiker Robert Parker, setze eine gigantische PR-Maschinerie in Gang, und schon ist er da, der Mega-Tropfen.
So haben es jedenfalls Ende der 70er Jahre die global agierenden Weinkonzerne Mondavi und Baron Philippe de Rothschild angepackt. Sie gründeten in Kalifornien das Weingut „Opus One“. Später stieg mit Constellation Brands einer der größten Getränkeproduzenten der Welt ein. Produziert wird dort eine Cuvée, die überwiegend aus Cabernet Sauvignon sowie – je nach Jahrgang- verschiedenen Ergänzungssorten wie Cabernet Franc, Merlot, Malbec und Petit Verdot besteht. Ergebnis sind mehr oder weniger dezent „kalifornisierte“ Weine im Bordeaux-Stil, besonders dem auf der linken Seite der Gironde.
Nüchtern betrachtet handelt es sich um einen recht guten, nicht sonderlich exklusiven Rotwein, der meistens recht „fett“ und wenig elegant daherkommt. Pro Jahr gibt es bis zu 25.000 Kisten (á 6 Flaschen). Junge Jahrgänge schlagen mit rund 180 Euro zu Buche, und dank des Hypes in den entsprechenden Medien kann sich dieser Preis bei älteren Exemplaren schon mal locker verdreifachen. Begüterte Amis kaufen das Zeug wie verrückt und auch bei den neuen Mittelschichten in Asien läuft es wie geschmiert. Insgesamt wird der Opus One in 65 Länder exportiert. Auch so manch deutscher Pseudo-Genießer brüstet sich gerne mit dem erfolgten Verzehr oder dem Besitz einiger Flaschen. Und jetzt will man auch Europa nochmals richtig angreifen. Am 1. Oktober eröffnet ein neues Opus-One-Vertriebsbüro und zwar ausgerechnet in Bordeaux.
Da lernt man Globalisierung noch besser zu verstehen. Internationale Konzerne basteln in Kalifornien an einem Wein im Bordeaux-Stil, um ihn anschließend in der Heimatregion derartiger Weine in großem Stil auf dem Hochpreis-Markt zu etablieren.
Mein Tipp: Nicht Mal ignorieren. Stattdessen (falls nicht schon längst geschehen) mal den Einstieg in den klassischen Bordeaux-Stil probieren, ohne auf Supermarkt-Plörre oder preislich vollkommen entrückte Spitzengewächse zurückzugreifen. Wie wär’s mit einem Chateau Les Bernedes Medoc AOC 2007. Gibt’s für durchaus angemessene 14,50 u.a. bei chateaudirect.