Dass in Berlin überdurchschnittlich viele Politiker offenbar einen rostigen Nagel im Kopf haben, hat sich weltweit rumgesprochen. Man müsste es also nicht permanent bestätigen, denn der geplante Flughafen reicht noch für Jahre als Beleg. Dennoch haben diese Honks wieder zugeschlagen. Vor ein paar Tagen eröffnete die Landesregierung mit einer Lichtinstallation am Brandenburger Tor die offizielle Kampagne für die Bewerbung Berlins für die Olympischen Spiele 2024 bzw 2028. Eine Stadt mit über 60 Milliarden Euro Schulden, in der fast jedes 5.Kind in Armut lebt, in der es immer weniger bezahlbaren Wohnraum gibt und deren soziale Infrastruktur in den Bezirken längst schon kaputt gespart ist, bewirbt sich also um das korrupteste und teuerste Sport-Event der Welt. Immerhin: Im Herbst will man die Berliner in einer Volksbefragung, deren Ergebnis bindend sein soll, um ihre Meinung fragen. Und bereits im März könnten die Olympiaträume ohnehin platzen, da dann die Sportfunktionäre entscheiden, ob sie nicht vielleicht doch lieber Hamburg ins Rennen schicken. Aber alleine die Idee, sich um Olympia zu bewerben sollte eigentlich reichen, die Protagonisten in der Landesregierung auf ihre Zurechnungsfähigkeit untersuchen zu lassen.
Glücklicherweise sind nicht alle Berliner irre. So gibt es eine interessante und durchaus chancenreiche Initiative, der Berliner Mieten- und Wohnungspolitik mit einem Volksbegehren eine andere Richtung zu verpassen. Über den Stand der Dinge habe ich neulich in der taz berichtet. Haupthindernis könnte allerdings das sozialchauvinistische Milieu sein, das sich mit „linken“ und „grünen“ Mäntelchen in faktisch jeder Ecke der Stadt gegen jeglichen Neubau wendet und ihn zu verhindern trachtet.
Ansonsten bin ich nach einer sehr arbeitsreichen Woche jetzt mal wieder genussmäßig unterwegs. Die Großgarnelen liegen in einer fantastischen Marinade, im Regal stehen feinherbe Rieslinge von der Mosel und der Ruwer als Begleiter parat. Die Tofu-Lachsterrine ist bereits fertig und die ganze Wohnung stinkt nach fermentierten Wandersocken, weil ich für die Käseplatte in meiner halbgentrifizierten Markthalle u.a. einen Weißlacker erstanden habe. Mal sehen, ob der dafür ausgewählte Gewürztraminer dem Stinker Paroli bieten kann. Falls die erwähnten Weine den Erwartungen gerecht werden, folgt in der kommenden Woche ein kleiner Bericht.
Griechischen Wein habe ich leider nicht im Haus, aber ich werde schon was Passendes finden, wenn sich am Sonntag bei den ersten Hochrechnungen bestätigen sollte, was die Umfragen nahe legen: Einen Sieg des Linksbündnisses Syriza gegen die korrupten Altparteien. Mögen sie Merkel, der Europäischen Kommission und vor allem dem internationalen Finanzkapital das Fürchten lehren.