Der Berliner Mob – diesmal im Business-Anzug

Berlin hat viele hässliche Gesichter, und wer ernsthaft von einer „weltoffenen“ und „dynamischen“ Stadt redet, lebt entweder in einer abgeschotteten Parallelwelt oder ist erschreckend naiv. Denn hinter der Glitzerfassade, die derzeit wieder für die Berlinale aufgebaut wird, lauert an allen Ecken Dumpfheit, Dummheit und aggressiver Sozialdarwinismus.

Nein, im feinen Villenviertel Westend in Berlin-Charlottenburg zieht der asoziale Mob nicht “Asylanten raus”-gröhlend durch die Straßen, wie es in einigen Ostberliner Bezirken zum Brauchtum gehört, wenn Flüchtlinge untergebracht werden sollen. Im feinen Westend zieht der asoziale Mob seinen Business-Anzug an und geht zu seinem Anwalt, wenn er dasselbe meint. Im Westend in der Eschenallee soll eine leerstehende ehemalige Krankenhausaußenstelle als Unterkunft für 300-500 Flüchtlinge hergerichtet werden. Und zwei Anwohnern, einem niedergelassenen Arzt und einem leitenden Angestellten eines Technologiekonzerns, fällt nichts besseres ein, als die Nachbarn um Unterstützung für eine Klage dagegen zu bitten. „Abgesehen von sozialen Spannungen wird es zu einer erheblichen Abwertung unserer Wohngegend und somit zu einer Schädigung von Vermögenswerten kommen“, heißt es in dem Schreiben. Viele Anwohner sehen das ähnlich: „Flüchtlinge passen nicht hierher“, da Westend eine „auf Ruhe ausgerichtete Nachbarschaft“, sei, ist zu vernehmen.

Nein, ich werde jetzt nicht zu gezielten Sachbeschädigungen in einem bestimmten Stadtteil aufrufen. Obwohl es schwer fällt, sich das zu verkneifen.

Ansonsten bietet die „dynamische Hauptstadt“ das gewohnte Programm. Der Weiterbau der unsinnigsten U-Bahn-Linie der Welt zwischen Brandenburger Tor und Alexanderplatz verzögert sich und wird teurer, weil mal wieder Sand und Wasser in die Baugrube gelaufen ist. Der Bau der dagegen wirklich sinnvollen S-Bahn-Linie 21, die den Hauptbahnhof an den Innenstadtring und die Nord-Süd-Verbindungen anbinden soll, steht auf der Kippe, da vorgefertigte Bauteile irgendwie nicht passen, und der vorgegebene Kostenrahmen möglicherweise gesprengt wird. Eigentlich sollte die Linie ja schon 2006 fertig sein, aber wir sind schließlich in Berlin.

Erschütternde Zahlen auch aus der „Bildungsmetropole“ Berlin. Die Zahl derjenigen Schüler pro Jahrgang, die die Schule ohne jeglichen Abschluss verlassen, ist erneut gestiegen und beträgt jetzt fast zehn Prozent. In Berlin-Mitte, also da, wo Bundes- und Landesregierung sowie die Zentralen fast aller wichtigen Verbände ebenso ihren Standort haben, wie renommierte Opernhäuser, Theater, Konzerthallen und die berühmte Humboldt-Universität, verlässt sogar fast jedes sechste Kind pro Jahrgang das Schulsystem ohne jegliche Qualifikation.

Auch jetzt rufe ich nicht zu gezielten militanten Aktionen gegen die Verursacher und Profiteure dieser Zustände auf, obwohl es dafür ausgesprochen vernünftige Gründe gäbe.

ab in den Ofen…..

Genuss ist Notwehr, und so werde ich mir heute abend einen Wildlachs gönnen, der mit Salbei-Estragon-Butter und belegt mit Zitronenscheiben im Ofen seiner Vollendung entgegengaren soll. Dazu einen kräftigen, trockenen Gutsriesling vom Kloster Eberbach.

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Olympia in Berlin verhindert werden muss

 

 

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