Es bahnte sich schon wieder so ein Frühlingsvorbotentag an. Also raus aus der Bude und zum Poststadion radeln, dessen morbider Charme mich schon lange fasziniert. Hier spielt nicht Schalke oder Bayern München, sondern der Viertligist Berliner Athletik Klub (BAK) 07, der sich nach der Hinrunde im oberen Mittelfeld der Fußball-Regionalliga Nordost etabliert hat. Zum Rückrundenstart wurde der SV Babelsberg 03 erwartet, ein Verein der schon bessere Zeiten erlebt hat und vor seiner zwischenzeitlichen Insolvenz auch schon in der 2. und 3. Bundesliga spielte.
BAK ist Kiez-Fussball pur. Alt-Moabiter Rentner und türkische Kids sitzen einträchtig auf der Tribüne, alles wirkt irgendwie improvisiert, aber mit Herz. Im Innenraum wird Kuchen und Nudelsalat verkauft, um Geld für eine Reise einer Mädchenmannschaft des BAK nach Holland zusammen zu bekommen, an eher provisorisch wirkenden Buden gibt es Köfte und Bier, unter den Sitzen liegen von einem Sponsoren bedruckte „Klatschpappen“ zum Anfeuern der Heimmannschaft. Ein Stadionsprecher hält die rund 1500 Besucher bei Laune, und als der BAK schließlich aufläuft, ertönt tatsächlich – wie auf Schalke! – ziemlich laut „Hells Bells“ von AC/DC. Das macht ein bisschen Gänsehaut. Es gibt für mich eigentlich wenig Gründe, an einem Sonnabend gegen 13,45 Uhr ein Bier zu trinken, doch jetzt passt das einfach.
Das Spiel wirkte recht zerfahren, viele individuelle Fehler, wenig gelungene Kombinationen. Gegen Mitte der 1.Halbzeit erlangt Babelsberg ein gewisses Übergewicht – und wird prompt vom BAK mustergültig ausgekontert. Der Ex-Zweitligaprofi Karim Benyamina verwandelte zum 1:0.
Auch die 2. Halbzeit bot zunächst wenig spielerische Höhepunkte, die wenigen Chancen resultierten meistens aus unnötigen Ballverlusten und Fehlpässen. Aber das ist nun mal 4. und nicht 1. Liga, hier spielen keine Multimillionäre, sondern größtenteils Halbprofis.
In der Schlussphase erhöhte Babelsberg den Druck und BAK-Torhüter Tom Schmidt musste sein Team mit einigen Glanzparaden vor dem Ausgleich bewahren. Unschöner Schlusspunkt eines im Großen und Ganzen recht fairen Spiels allerdings ein übles Foul an einem Babelsberger kurz vor dem Schlusspfiff – Ordner und Betreuer hatten anschließend einige Mühe, eine handfeste Schlägerei zu verhindern.
Dennoch ein gelungener Sonnabendnachmittag. Das in einer weitläufigen Parkanlage gelegene Poststadion und auch der BAK 07 gehören zum Moabiter Kiez – entsprechend familiär ist die Atmosphäre. Und ein wenig kann Moabit darauf auch stolz sein –viele Berliner Stadtteile würden sich die Finger danach lecken, einen Regionalligisten zu beherbergen. Man muss auch kein erklärter Fußballfan sein, um das genießen zu können. Ich war in dieser Saison jedenfalls bestimmt nicht das letzte Mal beim BAK.
Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Olympia in Berlin verhindert werden muss