Warum versagen Trotzkisten bei Lammkeulen?

Gestern gab es endlich mal wieder einen Herrenabend. Geladen hatte der trotzkistische Bürokrat in sein Domizil im gentrifizierten Bergmannstraßen-Kiez. Es erschienen außer meiner Wenigkeit ein bürgerlich-liberaler Journalist und ein Gewerkschaftsknecht. Das hochkarätige Gremium erörterte wesentliche Fragen des nationalen und internationalen Klassenkampfes, konnte aber weder für die Regelung der Lehrerbesoldung, noch für die Finanzierung des Öffentlichen Nahverkehrs und die Wohnungsbaupolitik in Berlin eine einvernehmliche Lösung finden. Lediglich bei der Beurteilung der griechischen Schuldenkrise war man sich weitgehend einig und verurteilte einmütig die verbrecherische Politik der Bundesregierung und der EU.

Trotzkistische Küchenidylle

Große Besorgnis löste allerdings die eindeutig regressive Entwicklung des trotzkistischen Bürokraten in genusspolitischen Fragen aus. So wurde mir nach meiner Ankunft ein atemberaubend widerlicher süßlicher Krimsekt gereicht, was der Bürokrat kleinlaut als „Versehen“ einräumte. Den Besitz der Flasche begründete er mit seiner Solidarität mit der russischen Krim-Politik. Darüber könnte man ja reden, aber für den Ausschank derartiger Flüssigkeiten gibt es keine Rechtfertigung.

Das Risotto war akzeptabel, aber die folgende Lammkeule war nicht fachgerecht zubereitet worden und schmeckt entsprechend doof. Auch die relativ neue Vorliebe des Trotzkisten für holzlastige Weiß- und Rotweine stieß – wenn auch nicht einhellig – auf scharfe Kritik. Dazu kamen noch schwere Servicemängel beim servieren des abschließenden Espressos – zu dem immerhin ein bemerkenswertes Zwetschgenwasser gereicht wurde.

Kann man dem Träger dieser Schuhe guten Weingeschmack zutrauen?

Seinen kulinarischen Kampfauftrag hat der Bürokrat jedenfalls nur mangelhaft erfüllt. Wobei anzuerkennen ist, dass er sich bemüht hat, was aber bekanntlich nicht immer reicht. Dennoch ein fröhlicher und würdiger Winterabschied, denn jetzt beginnt eindeutig der Frühling und morgen wird auch der Wandlitzer Landsitz wieder in Betrieb genommen. Denn spätestens am 1.Mai wird sich die erlauchte Runde dort versammeln, um den Kampftag des Spargelschälers angemessen zu begehen. Natürlich ohne hoilzlastigen Weißwein!

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