Auf ins Poststadion, ihr schlaffen Moabiter

Liebe Moabiter, so geht das nicht! Da hat der prominenteste Fußballverein des Kiezes bei strahlendem Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen ein Heimspiel im wunderschönen Poststadion – und Ihr kommt einfach nicht, obwohl der Standort prädestiniert ist, einen schönen Parkspaziergang mit dem Besuch eines stimmungsvollen Spiels zu verbinden. Dabei hat sich der BAK 07 im Vorfeld einiges einfallen lassen: Freier Eintritt für alle weiblichen Besucher (Internationaler Frauentag!), Freikartenverlosungen und ein attraktives Gewinnspiel. Trotzdem kamen nur 416 Besucher zu dem Spiel, Gästefans und Vereinsmitglieder bereits mitgezählt. Vor zwei Wochen, gegen Babelsberg, waren es immerhin 2000. Ich erwarte Besserung: Gehet in Euch und lasset die Kiez-Kicker gefälligst nicht im Regen stehen. Beim nächsten Heimspiel am 22.März gegen Wacker Nordhausen sollte es jedenfalls wieder vierstellig werden, ihr treulosen Seelen.

Vielleicht hat es heute auch am Gegner gelegen, denn der Zipsendorfer Fußball Club (ZFC) Meuselwitz gehört nicht zu großen Adressen der Branche. Aber auch das macht den besonderen Charme der Regionalliga Nordost aus: Vor dem Nadelöhr zum Profifussball tummeln sich nicht nur abgestürzte Traditionsmannschaften wie Carl Zeiss Jena, 1.FC Magdeburg und der BFC Dynamo sowie die U23-Teams der Profivereine Hertha BSC und 1. FC Union, sondern auch ambitionierte Kleinstadtclubs wie eben der ZFC Meuselwitz – und natürlich der BAK 07.

So sehen Sieger aus: Die Mannschaft des BAK nach dem 3:0-Sieg gegen Meuselwitz

Für Meuselwitz sind schon vertiefte landeskundliche Kenntnisse notwendig. Eingerahmt von ebenfalls wenig bekannten Orten wie Lucka, Kriebitzsch und Elsteraue, befindet sich die 11.000-Seelen-Gemeinde unweit von „Restloch Zechau“ im Grenzdreieck zwischen Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Mit Hilfe einiger Sponsoren hat man sich als „dritte Kraft“ im Thüringer Fussball etabliert, heißt es nicht ohne Stolz auf der Homepage des Vereins.

Die Regionalliga ist da jedenfalls auch ein wenig Duft der großen Fußballwelt, zumal man es in heimischen Gefilden mit für Hauptstadtohren recht eigentümlich klingenden Klubs wie FSV 06 Ohratal, Einheit Rudolstadt, SG SV Borsch, oder Blau Weiß Büßleben zu tun hätte, wenn man die Klasse nicht halten kann.

Im Poststadion war für die Meuselwitzer am Sonntag aber nichts zu holen. Ihre beste Chance vereitelte in der 27. Minute der gewohnt souverän wirkende Torwart Tom Schmidt, der in Fachkreisen längst als „Manuel Neuer von Moabit“ gehandelt wird. Wenig später folgte das 1:0 für die Hausherren durch Marcus Mlynikowski, und in der 2. Halbzeit machte der nunmehr deutlich druckvollere BAK bald den Sack zu: Binnen acht Minuten fielen die beiden weiteren Tore zum 3:0-Endstand durch Karem Benyamina und Christian Siemund. Mit dem dritten Sieg in Folge festigte der BAK seinen 5. Tabellenplatz und hat durchaus noch Luft nach oben. Und dafür hat sich der Klub wahrlich ein bisschen mehr Unterstützung aus seinem Kiez verdient

 

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