Ich bin im „Spargel-Silvaner-Modus“. Am 1.Mai, dem Kampftag des Spargelschälers, wollen wir schließlich in Wandlitz den diesjährigen Spargelweinkönig küren, es steht also die anspruchsvolle Aufgabe an, für dieses große Finale die Besten der 18 eingesandten fränkischen Silvaner auszuwählen. „Große Gewächse“ oder allzu wuchtige Weine wollten wir nicht; niemand hat das Recht, feinsten Brandenburger Spargel zu erschlagen! Auch beschäftige ich mich ohnehin gerne mit Weinen, die sich auch normal sterbliche Menschen leisten können und nicht nur Großverdiener und Erben. Schwerpunkt waren demnach Guts- und Ortsweine von VDP-Gütern sowie trockene Kabinettweine von anderen Erzeugern.
Manchmal war es bei der Vorauswahl ganz einfach: Auf den einen Seite die „Wow“-Weine für das Finale. Auf der anderen die Langweiler und Nervtöter: Zu fett oder zu dünn, zu schrille Säure, zu flach, zu prägnante Restsüße. Doch manchmal war es auch schwer: Ein Wein weiß ausgesprochen zu gefallen, doch passt leider absolut nicht zu unserer bewusst puristischen Spargelvariante: Ohne Hollandaise, nur mit guten „Linda“-Kartoffeln und gebräunter Butter.
Der „Saalecker Schlossberg Silvaner Kabinett trocken 2013“ vom Weingut Schloss Saaleck” war so ein Kandidat: Saftig, würzig, feine, klare Silvanerfrucht und ein wenig Kernobst am Gaumen, dabei mit 11% Alkohol ausgesprochen schlank – aber für unsere Zwecke eine Spur zuviel Restsüße (6,3 Gramm pro Liter).
Das Weingut empfiehlt „Kurzgebratenes“, aber ich habe es einer relativ spontanen Eingebung folgend mit einem mittelscharfen indischen Fischcurry mit Linsen versucht. Es wurde eine stimmige Geschichte. Die Schärfe des Currys kitzelt aus dem Wein ein leicht süßliches Birnenaroma raus – was für ein Kick!
Gut vorstellen kann ich mir diesen spektakulär unspektakulären Silvanern auch zu rohem Schinken (denn mit Salz kann er richtig gut) und zu mildem jungen Ziegengouda.
Das alles ist natürlich für den gehobenen Weinfreak alles nicht spektakulär genug. Dafür kostet dieser bodenständige Franke im Bocksbeutel auch nur 6,90 ab Hof.
P.S. Aus aktuellem Anlass weise ich darauf hin, dass ich für diesen (und andere Artikel) nicht vom Weingut oder Internethändlern bestochen wurde. Zu diesem Thema in einiger Zeit mehr.