Hurra Spargel, Hurra Silvaner

So ist das in der Genusswelt: Während sich einige verblassende Weingötter aufmachen, in elaborierten Pamphleten Spargelweine prinzipiell für obsolet zu erklären, sind Millionen Menschen auf der Suche nach angemessenen Begleitern für eines der größten saisonalen Essvergnügen, das Deutschland zu bieten hat: Frischen weißen Spargel.

Und während fehlgeleitete Crossover-Propheten empfehlen, dieses Edelgemüse in den abstrusesten Varianten zu entwürdigen, machen Millionen Menschen das einzig Richtige: Sie bringen die frisch geschälten Stangen in leicht gesalzenem Wasser (gerne auch eine Prise Zucker) zum köcheln, bis sie gar, aber noch bissfest sind und servieren sie mit zerlassener Butter und guten Kartoffeln.

Soße ist verboten!

Und während Weinglobalisten in den entlegendstern und in diesem Fall abseitigen Weinregionen nach möglichen Partnern für Spargel fahnden, entscheiden sich Millionen Menschen für das Naheliegende: Sie trinken trockenen, leichten, jungen Silvaner zum Spargel.

So soll es sein, und so haben wir es auch gemacht. 22 potenzielle Spargelweine haben wir uns aus Franken, dem gelobten Land aller Silvaner-Freunde schicken lassen. Wir wollten keine „Großen Gewächse“, keine Spätlesen, keine gereiften Köstlichkeiten sondern klare, gradlinie Guts-, Orts-, oder Kabinettweine mit merklicher, stabiler Säure, dezenter Restsüße, gerne ein wenig Quitten- oder Birnenduft, mineralisch oder auch leicht rauchig. Wir schauten nicht in erster Linie auf die großen, bekannten Adressen, sondern bezogen bewusst Betriebe aus der „2.Reihe“ ein. Was nicht heißt, dass nicht auch so manch VDP-Adler über die gedeckte Spargeltafel flog.

In einer Vorprobe merkten wir schnell, was alles nicht geht: Weine mit mehr als 13 % Alkohol, mit schwacher Säure (unter 6 g/l) ) und zu präsenter Restsüße (über 5g/l). Außerdem erwiesen sich die jungen, frischen 2014er durchweg als geeigneter als die 2013er, die uns einige Güter in Ermangelung bereits abgefüllter Weine des aktuellen Jahrgangs geschickt hatten.

Mit sechs Weinen bestritten wir schließĺich – wie immer am 1. Mai, dem Kampftag des Spargelschälers – das große Finale. Und jetzt folgt auch keine längliche Tabelle mit Punkten und Satzbausteinen aus der Sensorik-Phrasendreschmaschine. Es geht schlicht und ergreifend um jene drei trockenen Silvaner, die die gestellte Aufgabe (angemessene Begleitung des Spargels) nach unserer Einschätzung am besten bewältigten. Die Reihenfolge ist in diesem Fall schlicht alphabetisch.

Sehr saftig und leicht salzig präsentiert sich der Buntsandstein 2014, ein VDP-Ortswein vom Weingut Bickel-Stumpf (. Am Gaumen unter anderem eine sehr feine Birne.

Das Weingut Brennfleck hat uns mit seinem „Rödelseer Küchenmeister 
Silvaner Kabinett trocken 2014“ begeistert, einen nahezu klassischen Exponenten des alten „fränkisch-trockenen“ Stils, ausgeprägt mineralisch und würzig, ein Kind seines
Gips-Keuper-Bodens. Kann hier bestellt werden ()

Wenn sich bei so einer Blindverkostung auch ein seit Jahren bekanntes Spitzenweitgut durchsetzt, dann ist das eben so. Der Iphöfer Silvaner 2014 vom Weingut Juliusspital () , ebenfalls ein VDP-Ortswein, ist der Kraftprotz unter unseren drei Spargelkönigen. Die relativ stark ausgeprägten Fruchtaromen (Apfel, ein wenig Stachelbeere) spielen fein mit der Säure – den Spargel freut’s.

Gut eine Woche nach unserer Verkostung war ich in Franken und habe dort etliche Silvaner kennengelernt, die bestimmt ebenfalls ganz vorne mitgemischt hätten. Aber mehr als eine Momentaufnahme sollte unsere kleine Verkostung auch gar nicht sein. Und jetzt heißt es Silvaner besorgen, denn die Spargelzeit endet bekanntlich bereits Ende Juni.

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