Moabit hilft: Lichtschein unter Dunkeldeutschen

In Brüssel schachern die Kommandanten der Festung Europa derzeit um die Verteilung von Flüchtlingen in die einzelnen EU-Länder, als ob es um Giftmüll geht. Da ist es wohltuend, wenn man in seinem Wohnumfeld erleben kann, dass nicht alle Menschen so ticken.

Alle 4 Wochen trifft sich in einem Moabiter Cafe der “Runde Tisch” der Initiative “Moabit hilft. Natürlich treffen sich in einem Berliner Altstadtkiez am laufenden Band irgendwelche Initiativen, aber hier ist alles deutlich anders. Dies ist kein Treffen von mehr oder weniger frustrierten Polit-Veteranen, es gibt keine langatmigen Reden über Strategie und Taktik oder genderpolitische Befindlichkeiten. Stattdessen eine bunte Mischung von Menschen, die angesichts des Flüchtlingselends einfach nur helfen wollen. Fast 40 Leute waren da am Dienstag versammelt; viele Studenten, aber auch Rentner, Erwerbslose und Berufstätige aus verschiedensten Bereichen. Eine pensionierte Spediteurin bietet ihren Klein-LKW für Transporte an, ein Jurist will sich die Satzung für die Vereinsgründung der Initiative anschauen, ein Student der Verwaltungswissenschaften regt an, Flüchtlinge bei Behördengängen zu begleiten, Lehramtsstudentinnen tragen sich für Deutschkurse ein. Andere wollen einfach mit anpacken, mal da die Vorbereitung für ein Kinderfest oder einen Flohmarkt, mal dort eine Bastel- oder Sportgruppe. Schnell werden die Aufgaben verteilt und WhatsApp-Gruppen zur schnellen Kommunikation eingerichtet.

Motiviert werden muss hier niemand, auch wenn die kleinen Berichte über schier unglaubliche Vorfälle bei der “Flüchtlingsbetreuung” in Moabit das Engagement bestimmt noch befördern.

So etwas macht einen Kiez lebenswert. Und lässt einen manchmal fast vergessen, wie viele Geisterfahrer hier rumlaufen. Wie z.B. jene “grüne Pest”, die sinnlose Nachhutgefechte gegen die (durchaus gelungene) Neugestaltung der Moabiter Parkanlagen führt und eine marode, kaum genutzte Jugendverkehrsschule erhalten und (dringend benötigten) Wohnungsbau auf einem landeseigenen Grundstück verhindern will. Von denen habe ich am Dienstag bei “Moabit hilft” natürlich keinen gesehen.

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