Heute war Fußball angesagt. Immerhin ging es darum, den dumpfbackig-feisten Hamburger Pfeffersackverein HSV erstmalig aus der Bundesliga zu kicken.
Auf Kneipe hatte ich keinen Bock, und Bier trinke ich zu Hause eigentlich nie. Also was Angemessenes kochen und Wein dazu. Da der potenzielle HSV-Killer Karlsruher SC aus Baden kommt, boten sich natürlich Käsespätzle an, ganz klassisch mit geschmelzten Zwiebeln. Dazu ein grüner Salat vom Balkon (kein Witz!)
Fehlte noch der Wein. Eigentlich dachte ich einen guten Trollinger, aber woher nehmen? Guter Trollinger ist eh eine Rarität und in Berlin-Moabit vermutlich nicht aufzutreiben. Aber ich musste ohnehin für einige Zutaten in die örtliche Bio-Company, und dort gibt es einen Rotwein, den ich schon lange mal testen wollte. Und zwar in vollem Bewusstsein des Risikos, denn es handelt sich um einen Bio-Spätburgunder aus einer pfälzischen Kellerei für 5,99, also eigentlich eine No-Go-Area, denn in dieser Liga spielen sich auch etliche üble Fouls ab, bis hin zu schweren Geschmacksverbrechen. Aber man kann ja mal probieren…..
Doch der 2013er Spätburgunder trocken (mit 1,3 Gramm Restzucker durchaus ernst gemeint) aus der Zellertaler Kellerei benahm sich -leicht gekühlt- ausgesprochen anständig am Esstisch.. Ein bisschen Cassis in der Nase, sehr traubiges, sortentypisches Aroma, dabei leicht, fast schon verspielt und mit kräftiger, gut eingebundener Säure sowie ganz dezenter Kräuterwürze ausgestattet. Sehr guter Trinkfluss, kein Holz-ChiChi. Natürlich ist hier kein großes Kino in der Nase und am Gaumen zu erwarten. Dieser Spätburgunder ist ein gradliniger, ehrlicher Geselle ohne Allüren. Schließlich habe ich die Spätzle ja auch nicht aus peruanischem Urgetreide fabriziert und mit Himalaja-Salz verfeinert. Vor allem das Teamplaying mit den Essen war ausgezeichnet, und genau darum ging es mir (und geht es mir meistens). Wohl so ziemlich jede rote Granate wäre in dieser Kombination ziemlich deplatziert gewesen. Wobei ich mir bewusst bin, dass so manch “Connaisseur” meinen Zellertaler nicht mal in sein Designer-Klo schütten würde.
Mit dem leckeren Essen und dem relaxten Wein wurde es ein angenehmer Abend. Auch wenn sich die doofen Pfeffersäcke in der Verlängerung gegen den KSC durchsetzen konnten. Aber man kann schließlich nicht alles haben.