Der Traum ist aus

Man kann es drehen und wenden wie man will. Die bevorstehende „Einigung“ zwischen Griechenland und der EU ist ein Fiasko für die ärmeren Teile der griechischen Bevölkerung und eine verheerende Niederlage für die griechische und darüber hinaus die gesamte europäische Linke.

Der im Sinne von Syriza erfolgreiche Volksentscheid über die Austeritätspolitik hat sich binnen weniger Tage als Rohrkrepierer entpuppt. Das Votum hat bei den Mächtigen der EU wenig mehr als ein ärgerliches Schulterzucken ausgelöst, denn „wer das Geld hat, hat die Macht und wer die Macht hat das Recht“ (Ton Steine Scherben). Und die Regierung hat schlicht nichts in der Hand

Das Land ist nicht nur ökonomisch, sondern auch von seiner staatlichen und gesellschaftlichen Verfasstheit her offenkundig viel zu schwach, um sich dem Austeritätsdiktat ernsthaft widersetzen zu können. Ein „Grexit“ ohne konkurrenzfähige Wirtschaft, ohne ein funktionierendes Steuersystem wäre in diesem von Klientelismus und Korruption geprägten Land zumindest kurzfristig nicht praktikabel, die ohnehin prekäre Lage vieler Menschen – Stichwort medizinische Versorgung – würde sich noch dramatisch verschlimmern. EU und Finanzkapital denken nicht im Traum daran, Griechenland aus dem Würgegriff der Überschuldung und der dauerhaften Verarmung zu entlassen. Zumal auf diese Weise auch potenziellen Nachahmern, beispielsweise in Spanien, drastisch vor Augen geführt wird, was passiert, wenn man sich nicht an die Spielregeln des Finanzkapitals hält.

In Deutschland ist es allerdings auch nicht lustig, wenn auch auf etwas anderen Baustellen. Nicht nur im sächsischen Freital, sondern auch in Hamburg tobt der rassistische Mob gegen Flüchtlinge. Und „unser“ Bundespräsident Gauck hat vor ein paar Tagen ein Gesetz unterschrieben, mit dem erstmals seit Gründung der Bundesrepublik die Gewerkschaftsfreiheit und das Streikrecht drastisch eingeschränkt werden. Wobei man trotz aller Abschottungspolitik festhalten muss, dass Deutschland im Vergleich zu anderen EU-Staaten relativ viele Flüchtlinge aufnimmt, während dieselben osteuropäischen und baltischen Staaten, die Griechenland am liebsten verhungern lassen würden, sich mehr oder weniger komplett verweigern. Wer jemals die Hoffnung hatte, dass die EU trotz aller Mängel so etwas wie ein zivilisatorischer Fortschritt für Europa sein könnte, sollte sich davon allmählich verabschieden.

Mich lassen diese Entwicklungen alles andere als kalt, denn das alles kann einem schon Angst machen. Zumal sich wenig Positives abzeichnet. Doch auch als immer wieder mit dem Scheitern seiner eigenen Ideen konfrontierter Linker gebe ich nicht – wie leider viel zu viele – den besserwisserischen teutschen Pausenclown, der Syriza jetzt im linken Kasernenhofton die Leviten liest.

Gemüselust gegen Griechenlandfrust: Das Wandlitzer Beet

Höchste Zeit für die kleinen Freuden des Alltags. Wie an jedem Freitag stellte die niederländische Bachgesellschaft ein weiteres Werk von J.S.Bach ins Netz. Diesmal ist es eine großartige Aufführung der 1725 in Leipzig für den 2.Weihnachtsfeiertag entstandenen Kantate „Selig ist der Mann“ (BWV 57)  Auch der Garten macht mir große Freude, derzeit ist gerade Kohlrabi angesagt und der Spitzkohl dürfte auch bald reif sein

Geärgert habe ich mich allerdings über einen Wein. Es ist schlicht eine Unverschämtheit, was für einen klebrigen Mumpf einige VDP-Güter nicht nur abfüllen, sondern auch noch mit dem noblen VDP-Adler schmücken. Und ich verstehe auch nicht, warum der VDP, der sich schließlich als Flaggschiff der Qualitätsweinproduktion versteht, so etwas duldet. Mein zorniger Ausruf „Der Adler sollte sich schämen“ geht diesmal an das rheinhessische Weingut Rappenhof für seinen u.a. bei EDEKA erhältlichen „Riesling trocken 2014“.

Aber das ist nun wirklich absolute Nebensache

 

 

 

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.