Bei sommerlicher Hitze ist Berlin unerträglich. Die Stadt dampft schwül vor sich hin und alle netten Plätzchen befinden sich in einer Art Belagerungszustand. Die allgegenwärtigen Stadtneurotiker gehen einem bei diesem Wetter besonders auf den Sender. Wie z.B. jener Bekloppte, der mich anraunzte, weil ich mein Fahrrad kurz an eine Hauswand angelehnt hatte, um einen Anruf entgegen zu nehmen. Da wäre jetzt eine Druckstelle an der Fassade, dafür müsse ich eigentlich aufkommen, zeterte der verschwitzte Giftzwerg, der sich aus Hauswart der eher unscheinbaren Mietskaserne outete.
Endgültig Zeit, schnell die Fahrradtasche mit Lebens- und Genussmitteln zu füllen und das Weite zu suchen. Schließlich geht es in meinem Fall meistens nach Brandenburg, genauer gesagt nach Wandlitz-Stolzenhagen. Und wer sich auf die dortigen Einkaufsmöglichkeiten verlässt, kann böse Überraschungen erleben. Die Suche nach einem gleichermaßen trink- und bezahlbaren trockenen Weißwein kann da ebenso zur schweißtreibenden (und in der Regel erfolglosen) Odyssee werden wie der Versuch, frisches Lammfleisch zum Grillen aufzutreiben. Und das, obwohl der Ort mittlerweile von Berliner Zuzüglern überschwemmt wird. Punkten kann der versorgungstechnisch teilweise noch im HO-Zeitalter der seligen DDR befindliche Landstrich immerhin mit einem kleinen Biohof, der stets frisches saisonales Obst und Gemüse sowie die besten Eier der Welt im Angebot hat.
Arbeit habe ich mir diesmal keine mitgenommen, obwohl noch einiges auf meinem Berliner Schreibtisch liegt. Ich liebe diese Art von Kurzurlaub mit kleinlandwirtschaftlicher Freizeitbeschäftigung nebst gelegentlichen Badegängen. Der Rest ist Müßiggang und vor allem Ruhe. Und manchmal habe ich den Eindruck, dass all jene Menschen – auch und gerade unter den Politfreaks – die sich dieses temporäre Abschalten jenseits der großen Urlaubsreisen nicht gönnen, irgendwie unrund laufen.
Sehr viel Freude bereiten mir die Rebstöcke in meiner im Alleinbesitz befindlichen astreinen Sandlage „Stolzenhagener Wildschweingrube“. Es bahnt sich ein Rekordertrag an, auch wenn mein „Winzerkollege“ (har har) Harald Steffens wohl wieder fies grinsend die „Lockerbeerigkeit“ der Trauben anmerken würde. Der hat mit seinen Schiefersteillagen in Reil natürlich gut lästern, aber ich lasse mir meinen Brandenburger Elbling bzw. „Schmidt 60“ ( eine Unterlagsrebe, die ebenfalls Ertrag bringt) auch von arrivierten Mosel-Bio-Winzern nicht madig machen. Und bio wird bei mir auch gewirtschaftet.
Ich merke schon, die Hitze führt dazu, dass ich zunehmend dummes Zeug schreibe. Ist wohl höchste Zeit, mal wieder zum See zu radeln.