An der Nordsee habe ich mich eine Woche lang hauptsächlich von gebratenem Seefisch und Krabben ernährt und dazu in der Regel gutes herbes friesisches Bier getrunken, also kein Jever. Gut so. Aber jetzt bin ich wieder in Berlin-Moabit und mir steht der Sinn nach Kochen und Wein. Auch gut so.
Ich bin ein Curry-Freak. Was ich in Südostasien erlebt und später am heimischern Herd umgesetzt habe, hat für eine starke kulinarische Prägung gesorgt. Einmal in der Woche sollte es schon ein Curry sein: mal grün, mal gelb, mal rot, mal mild, mal scharf.
Keine Angst, ich nerve jetzt nicht mit langatmigen Rezepten, wozu gibt es gefühlte 1000 Foodblogs. Dort steht allerdings auch viel Unsinn mit entsprechend zweifelhaft schmeckenden Resultaten. Daher empfehle ich zwei archaische Kulturtechniken: 1.) Ein gutes, schnickschnackfreies Kochbuch, in diesem Fall das „Handbuch Asiatisch“ , das beim Teubner-Verlag für schlappe 12,95 Euro verramscht wird. 2.) Probieren und variieren.
Kommen wir zum passenden Wein. Und da kann ich dann ausnahmsweise sagen: Ich bin bin zwar nicht stolz, ein Deutscher zu sein, aber froh, hier zu leben. Denn in keinem anderen Land der Welt wird die Weinart, die der natürliche Verbündete aller Arten von Currys ist, auch nur annähernd so hingebungsvoll gepflegt, wie in Deutschland. Die Rede ist natürlich von feinherben Weißweinen mit knackiger Säure, intensiver Frucht und mäßigem Alkoholgehalt, in erster Linie Riesling.
In einige dieser Weine würde ich mich am liebsten reinlegen. Z.B. in den Josephshöfer Kabinett feinherb 2013 vom Weingut Reichsgraf von Kesselstatt. Großes, spontan vergorenes Mosel-Kino mit deutlichen Schiefernoten. Am Gaumen dann der ganz große Obstkorb: Pfirsich, Mirabelle und (der Kick!) Mandarine. Insgesamt fast schon altmodisch elegant.
Ich hab mich aber dann doch nicht reingelegt, sondern den Wein zu einem Curry getrunken. Was da bei der Kombination vor allem mit Zitronengras und Koriander passiert, lässt sich kaum beschreiben. Es ist schlicht perfekt. Der Wein ist bei diversen Onlineshops für +/- 12,50 Euro erhältlich und jeden Cent wert.
Und wer es unpassend findet, dass ein linker Journalist angesichts von Flüchtlingselend und marodierendem Nazigesockse über kulinarische Genüsse schreibt, der kann mich mal.
Und jetzt noch – Premiere auf meinem Blog – ein Leckerbissen für die durchschnittlichen Schachspieler unter meinen Lesern. Die folgende, neulich von mir gespielte Fernschachpartie wird wohl als „Moabiter Sturmangriff“ in die Schachgeschichte einzugehen.
1. b2-b4 d7-d5
2. Lb2 Lf5
3. e2-e3 e7-e6
(Bislang eine ruhige, geschlossene Variante der Sokolski-Eröffnung, auch „Orang-Utan“ genannt. Aber jetzt verlasse ich die Theorie….)
4. g2-g4 (!) Lg6
5. h2-h4 (!!) h7-h6
(Es wird eng für den schwarzen Läufer, allerdings habe ich meinen Königsflügel arg entblößt)
6. a2-a3 Sf6
7. Sh3 Ld6
8. Sf4 Lxf4
9. e3xf4 ……….
(Damit handele ich mir zwar einen doofen Doppelbauern ein, doch mein Vormarsch auf dem Königsflügel bekommt so langsam richtig Power)
…………………… Sbd7
10. h4-h5 (!) Lh7
11. g4-g5 hxg5
12. fxg5 Se4
13. h5-h6 Dxg5 (?)
(gxh6 wäre wohl stärker gewesen. Für mich gibt es jetzt kein Zurück mehr)
14. hxg7 Tg8
15. Txh7 Df5
(Das war’s dann wohl. Sein Turm ist gefesselt und ich habe zudem Materialvorteil
16. Th2 Df4
17. Dh5 Sdf6
(alles leere Drohungen)
18. Dh6 aufgegeben