Ich war ALDI

Am Sonnabend führte mich der erste Weg des Tages zu ALDI. Wenn dort außerhalb des regulären Sortiments ein Wein namens „Genesi-Aglianico del Vulture DOC 2011“ angeboten wird, dann kann man für 6,99 Euro eigentlich nicht viel verkehrt machen. Was da auf vulkanischen Böden im recht kleinen (knapp 1500 Hektar) süditalienischen Qualitätsweingebiet Basilicata entsteht, ist aller Ehren wert, wenn auch das Label „Barolo des Südens“ etwas übertrieben erscheint. Die autochthone, spät reifende Sorte Aglianico entwickelt nicht nur eine satte Kirschfrucht, sondern nach Holzfassausbau und angemessener Reifezeit auch sehr feine Noten von dunklem Dörrobst, getrockneten Kräutern und ein wenig Rauch.

ALDI hin oder her: Das ist großer Trinkspaß für wenig Geld.

Weiche Tannine und eine fast noch kühle, aber bereits recht gut eingebundene Säure runden den Trinkspaß ab. Und wenn es dieses recht seltene Zeugs halt mal bei ALDI gibt, dann geh ich eben ALDI , wie der (Neu)Berliner sagt. Und jetzt können die Weinautisten unter meinen Lesern wegklicken, denn jetzt geht es um wichtige Themen.

Nach der Erledigung weiterer Einkäufe (natürlich nicht bei ALDI) ging es weiter, zum großen Klassentreffen der Kritiker der industrialisierten Landwirtschaft bzw. Massentierhaltung. Und natürlich gegen TTIP und Gentechnik. Die versammeln sich immer anlässlich der Grünen Woche in Berlin, machen eine lustige Demo mit vielen Traktoren durch die Innenstadt, hören sich die zwar immer gleichen, aber dennoch richtigen Parolen an. Alles ist inzwischen ziemlich professionell organisiert, mit Rahmenprogramm und Bio-Ess-Events, u.a. in der hippen Kreuzberger Markthalle Neun, und die Abschlusskundgebung vor dem Kanzleramt ist ebenfalls eine veritable Party.

Der Mann hat sowas von Recht.

Alles ganz sinnvoll und vergnüglich, wenn dort nicht auch esoterische Tierschützer und allerlei Veganer-Vollpfosten ihr Unwesen treiben würden. Wie zum Beispiel Probehäppchen von denaturierter, gepresster Sojapampe als „Veggie-Würstchen“ verteilen, in den Geschmacksrichtungen „Rostbrätel“ und „Debreziner“. Schmeckte erwartungsgemäß grauenvoll. Aber The Show must go on, auch auf der Grünen Woche, der größten öffentlichen Lebensmittelschau der Welt und gleichzeitig wichtigste Propagandaveranstaltung der agrarindustriellen Mafia. Die Messe hat diesmal zynischerweise das Schwerpunktthema „artgerechte Tierhaltung“. Das erläutern einem diejenigen, die sich weder für gigantische Gülleeinleitung, noch für Antibiotokaresistenzen interessieren und billigend in Kauf nehmen, dass durch hochproduktive, subventionierte Fleischproduktion und deren Export ganze Volkswirtschaften in Afrika nachhaltig ruiniert werden. Manchmal hat man dann doch Lust, bestimmten Leuten einfach mal kommentarlos in die Fresse zu hauen.

 

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