Teuer muss nicht – darf aber manchmal

Eigentlich fühle ich mich in der Welt jener Winzer und Gastronomen, die mangels entsprechender Ressourcen und Marktzugänge nicht in der allerersten Liga spielen, ganz wohl. Die haben es auch am schwersten, denn ganz oben – im Sterne- und „Großes Gewächs“- Bereich – läuft es ganz gut, und ganz unten in der Welt der Discounter und Billigstfraßverteiler ebenfalls, aber der engagierte Teil der Mitte hat zu kämpfen.

Dazu kommt, dass weder ich selbst, noch die meisten meiner Bekannten und Freunde bereit und vor allem in der Lage sind, regelmäßig Weine der 20-Euro-plus x-Liga zu trinken oder aushäusiges Essen in hochdekorierten Edel-Etablissements zu zelebrieren.

Dennoch muss man anerkennen, dass Spitzenköchinnen wie Sonja Frühsammer vom gleichnamigen Restaurant in Berlin-Wilmersdorf betörende Kreationen zaubern können. Bei einer Verkostung zur Eröffnung der „WeinEndecker-Wochen“  des Deutschen Weininstituts gab es unter anderem ein Gericht, welches schlicht mit „Rehrücken, Rote Beete, Lakritz“ etikettiert wurde und auch ambitionierte Hobbyköche zur Verzückung und zum Grübeln animierte. Ihr weinkundiger Mann Peter Frühsammer setzte diesem Erlebnis mit der Auswahl des 2009 Engelsburg Spätburgunder vom Kaiserstühler Weingut R.&C. Schneider auch noch die Krone auf.

Sonja Frühsammer erklärt in der Weinbar Rutz ihren Rehrücken mit Rote Beete und Lakritz

Es passte  alles. Die leicht rauchigen und mineralischen Noten, die satten roten Früchte und die feinen Tannine dieses jungen, aber schon großen Rotweins, dockten nahezu sensationell an der Jus aus Rote Beeten und Lakritz an. Und auch das offenbar sehr langsam gegarte Stück vom Brandenburger Rehrücken war schlicht perfekt: Saftig und dennoch leicht mürbe.

Wer sich diesen Genuss in dem Restaurant gönnen will, wird einiges auf den Tisch legen müssen. Wer sich das leisten kann, sollte dies vielleicht auch tun, warum eigentlich nicht. Aber man kann sich auch einfach animieren lassen, die notwendigen exzellenten Zutaten aufzutreiben, einen Wildfonds als Grundlage herzustellen und sich dann selber an der Zubereitung dieser außergewöhnlichen Kreation zu versuchen. Das ist spannend und schont zudem den Geldbeutel. Vielleicht gelingt es beim ersten Versuch nicht ganz perfekt, aber der Weg zum Genuss ist oft steinig, gerade wenn man ihn nicht mit dicker Brieftasche beschreiten kann.  An den 25 Euro, die der erwähnte Wein pro Flasche kostet ( was angesichts seiner Klasse sogar relativ preiswert ist ), kommt man allerdings nicht vorbei. Aber für ganz großes Wein-Speisen-Kino sollte man sich derartige Extravaganzen schon mal leisten

 

 

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