Manchmal ist facebook doch zu was Nutze. Während ich mich gerade mit mehr oder weniger sinnhaften Wohnungsbaubündnissen des Berliner Senats beschäftigte, erklang das vertraute „Klong“, hinter dem sich ein Weintipp verbarg. Und zwar nicht von einem der vielen Satzbaustein-Poser, die ihren gealterten 50-Euro-plus-Bouteillen Aromen von Reifenabrieb und nassem Rüdenfell attestieren, sondern von einem Weinfreund, der eine beachtliche edelsüße Auslese für schlappe sechs Euro bei einer bekannten Lifestyle-Gemischtwaren-Kette entdeckt und später auch verkostet hat.
Solche Tipps bekommt man nicht jeden Tag. Also rauf auf’s Fahrrad und schnell zum Berliner Hauptbahnhof gefahren, wo besagte Kette eine Dependance unterhält. Mit 2 Flaschen „Angerhof Auslese 2013″ vom Weingut Tschida aus Illmitz (Burgenland) in der Tasche noch einen kleinen Zwischenstopp bei meiner halbgentrifizierten Moabiter Markthalle eingelegt, um eine bisschen Leberterrine zu erstehen. Zusammen mit einer Eigenkreation (Pudding aus Kokosmilch, Joghurt und Banane – alles pürieren, mit Agar-Agar erhitzen und kalt stellen) sollte dies die Bewährungsprobe für die Auslese darstellen – und mir nach lauter „Wohnungsbaubündnissen“ eine erquicklioche kleine Zwischenmahlzeit bescheren.
Was soll ich sagen: Das Zeug rockt einfach. Viel reife Frucht in der Nase, besonders Mandarine und Orangenschale. Kühler Antrunk mit feiner Säure und dann kräftig Bratapfel, weiterhin Mandarine und ein wenig Honig. Langer Nachhall und wie fast zu erwarten ein kongenialer Begleiter sowohl zur Terrine als auch zum Pudding.
Im Netz wird der Wein zwischen acht und zwölf Euro angeboten. Warum Strauss Innovation ihn für sechs Euro verramscht, weiß ich nicht. Dafür weiß ich, dass ich mich mit diesem Wein ein wenig bevorraten werde. Außerdem ist es einfach mal wieder schön, was zu schreiben, wo die Begriffe „Flüchtling“ und „Sachsen“ nicht vorkommen.