Es lebe das Multitasking. Quasi parallel habe ich ein Gespräch mit einem Berliner Direktkandidaten der LINKEN, der früher mal Manager einer Fluggesellschaft war und jetzt eine reformierte Gemeinde leitet, vorbereitet, den News zur Präsidentenwahl in Österreich gelauscht, sowie die ersten Seiten eines spannenden Buches über die „regressive Moderne“ gelesen.
Jetzt habe ich Hunger! Daher bin ich zwischendurch auch zu „Mitte Meer“ gefahren. Eigentlich wollte ich Austern kaufen, da der neue Elbling von Stephan Steinmetz eingetroffen ist. Hatten sie nicht. Also rote Meerbarben, die schön in Öl, Knoblauch, Meersalz, Basilikumblüten und Zitronensaft mariniert werden, um dann eingewickelt in Pergamentpapier im Ofen zu garen.
Aber eigentlich bin ich auch nur ein „besorgter Bürger“. Jedes Jahr mache ich mir, wenn die ersten richtig heißen Tage kommen, große Sorgen, ob es denn guten, frischen Rosé des aktuellen Jahrgangs gibt. Diesmal hab ich Glück gehabt: Einer meiner ersten Versuche, der Rosato Borgaio vom Castello di Meleto, war gleich ein Treffer. Keine Rotwein-Abfallverwertung sondern ein frischer, kräftiger Rosé aus Sangiovese mit feinen Beerenaromen und knackiger Säure. Vor allem fernab von allem genretypischen Erdbeerkitsch. Ein bisschen Maischestandzeit hat ihm ordentlich Struktur verpasst, dennoch bleiben die Gerbstoffe weitgehend außen vor. So kann Rosé. Vielleicht ein bisschen zu schwer für den Terrassentrunk, aber ein schöner Begleiter für die durchaus kräftig gewürzten Fische. Dazu Weißbrot aus der „Meisterbäckerei“ (die heißt wirklich so und zwar zu Recht) in Moabit-Süd und dann findet ein anstrengend-verdrießlicher Tag doch noch einen versöhnlichen Ausklang.