Am Freitag wurde wieder mal eine Schlacht geschlagen. Bei der „Berliner Rosé-Battle“ mussten 14 Rosé-Weine zeigen, was sie drauf haben – oder eben auch nicht. Austragungsort war nicht eine der einschlägigen Locations, wo sich die Hippen und Reichen der Szene treffen, sondern das „Schöner Hausen“, ein kleiner, feiner und ausgesprochen gut sortierter Wein- und Feinkostladen in der Wollankstraße, im noch etwas “unhippen” und daher weniger überdrehten Teil von Pankow.
Für die Battle wurde ein interessanter stilistischer Querschnitt aufgeboten. Eher dünnlich-süßliche Tröpfen aus Saftabzug ohne Säurebiss bis hin zu ausgesprochen wuchtigen Rosés aus Ganztraubenpressung, die auch Bekanntschaft mit Holz gemacht hatten. Einige Weine hätte man in schwarzen Probiergläsern schwerlich als Rosé identifiziert, andere verkörperten diesen Weintypus nahezu idealtypisch. Vertreten waren mehrere französische Regionen, das Burgenland, Württemberg, die Nahe und Villány (Ungarn).
In den Diskussionen während der von dem Sommelier Ralph Martin geleiteten und Inhaberin Viola Westphal mit leckeren Quiche begleiteten (Blind)Verkostung ging es immer wieder um die Frage, was einen guten Rosé denn nun eigentlich ausmachen sollte. Muss er als klassischer Sommerwein stets leicht sein? Wie präsent sollte die typische Primärfrucht (Erdbeeren, Himbeeren etc.) sein? Was ist mit dem „Säurekick“? Verträgt ein Rosé überhaupt Holz?
Natürlich gingen die Meinungen auseinander. Dennoch gab es einen eindeutigen Sieger (den ich persönlich auf Platz 2 gesetzt habe, aber das nur nebenbei.) Der Chateau la Tour de l’Eveque 2015 aus der Provence bietet schon in der Nase sehr feine, nicht überbordende Beerenfrucht. Am Gaumen entwickelt sich ein perfektes Süße-Säure-Spiel und im Mund verbleibt ein langer Nachhall mit einigem Schmelz. Dennoch ein animierender Wein, der nicht „satt macht“. Im „Schöner Hausen“ wird er für 11,50 Euro angeboten. Interessant vielleicht, dass es sich um den „Zweitwein“ des Erzeugers handelt. Seine Premium-Abfüllung erschien den meisten in der Verkostung zu holzlastig und zu unharmonisch. Es ist ja keine neue Erkenntnis, dass Preis oder Kategorisierung nur bedingt als Indikatoren für die Weinqualität taugen.
Nach der eigentlichen Verkostung klang der Abend in der Pankower Abendsonne mit entspanntem „Restetrinken“ und ein paar Gläschen Champagner aus. Man kann einen Freitagabend jedenfalls wesentlich dämlicher verbringen. Und wer mal in der Gegen ist, sollte dem „Schöner Hausen“ unbedingt mal einen Besuch abstatten.