Entweder die Welt dreht sich immer schneller oder ich werde immer langsamer. Kaum konnte man nach dem Massaker von Nizza wieder ein paar klare Gedanken fassen, gibt es in der Türkei einen Putschversuch. Die Oberschlaumeier jeglicher politischer Couleur hatten natürlich sofort perfekte, in sich geschlossene Analysen dieser Ereignisse parat – ich eher Fragen. War der Massenmord von Nizza tatsächlich die Tat eines islamistisch motivierten Terrpristen oder die eines depressiven Psychopathen? Wer steckt eigentlich hinter dem Putsch in der Türkei? Konkurrenten aus dem islamischen Lager? Kemalisten? Oder gar eine Inszenierung von Erdogan?
Zeit zum Abschalten. In Wandlitz ist die Wahrscheinlichkeit eines Massakers bzw. eines Militärputsches relativ gering (obwohl: heutzutage weiß man ja nie…) An der Glyphosatdebatte beteilige ich mich mit Taten, nämlich manueller Bearbeitung meines Beetes. Die Tomaten werden immer praller und bald reif sein, der Spitzkohl muss jetzt endgültig raus und der Wein in meiner Alleinlage „Stolzenhagener Wildschweingrube“ gedeiht ebenfalls prächtigt. Alles ist relaxed, sogar die Arbeit. Denn heute wird entschieden, über welchen Wein des Weinguts Netzl (Carnuntum/Österreich) ich in der nächsten Ausgabe von „Effilee“ eine kleine Besprechung veröffentliche: Den Zweigelt Haidacker 2013 oder den Cabernet Sauvignon Aubühel 2014. Beides wunderbare, tiefgründige Weine mit Frische und Würze ohne holzige Nerverei. Als Entscheidungshilfe kommen ein paar marinierte Stücke aus der Hirschkeule und Rosmarinkartoffeln aus dem Ofen auf den Tisch. Genuss ist schließlich Notwehr.