Manchen Menschen möchte man einfach nur eine reinhauen. Wie z.B. dem Reporter des rbb, der das „besondere Flait“ des Berlin-Marathons besonders anschaulich schilderte. In der Nähe des Startsplatzes liege dick in seinen Schlafsack eingemummelt ein Obdachloser auf einer Parkbark und lasse sich „von dem Getümmel überhaupt nicht stören“, so der begeisterte Blödmann.
Mittlerweile ist das Mega-Event vorbei. Sonnabend und Sonntag wälzten sich zehntausende Läufer, Skater und Rollifahrer durch die Stadt, beklatscht und angefeuert von mehreren hunderttausend Menschen.. Die Sieger erhielten fette Preise, die Mitläufer einen anständigen Adrenalinkick und ein paar Loser landeten beim Notarzt oder gar in der Kiste.
Was Brot und Spiele betrifft, ist Berlin fast schon so „altrömisch-dekadent“ wie es einst der verstorbene Spaßpolitiker Guido Westerwelle in Bezug auf Hartz-IV-Empfänger formulierte. Die Stadt ist Spitze, fast alle Kurven zeigen nach oben: Das Wachstum, die Einwohnerzahl, die Steuereinnahmen, die Zahl der Touristen, die Mieten, die Armut, die Zahl der Schulabbrecher und der Obdachlosen. Einiges bleibt auch weitgehend konstant, wie z.B. die Zahl der Flüchtlinge die ohne Privatsphäre in Turnhallen zusammengepfercht werden, weil die Stadt mit den Übergangslösungen (Wohncontainer, Leichtbauhäuser) einfach nicht aus dem Knick kommt. Ob die was von „der Partystimmung in der ganzen Stadt“ (O-Ton rbb) mitbekommen haben. Egal , bald haben wir eine neue Landesregierung und die aus SPD, Linken und Grünen wird schon dafür , dass die Show weiter geht. Heute Marathon, nächste Woche Einheitsfeiern und immer so weiter.
Ich hab am Sonntag meinen eigenen Marathon veranstaltet, mit dem Fahrrad von Wandlitz aus durch Wald und Feld über Mühlenbeck und Pankow nach Kreuzberg, genauer gesagt zum Südstern. Wobei die letzte Etappe eher ein Spießrutenfahren war und das nicht nur wegen der vielen Absperrungen. Es wäre eine große Aufgabe für den neuen Senat, Zusammenrottungen von Trommlern auf Bürgersteigen zu unterbinden. Und auch für eine kleine Verschärfung des Ausländerrechts wäre es höchste Zeit. Zuwanderern sollte strikt verboten werden, in der Öffentlichkeit Panflöte zu spielen.
Am Südstern angekommen schließlich der erhoffte Lichtblick dieses unwürdigen Tages. Dort steht beim Marathon stets die Coverband „Blackmail“, die Läufern und Zuschauern zuverlässig gute Laune vermittelt, vor allem mit 60er-Jahre-Soul und R&B im Blues-Brothers-Style. See you next year.