Natürlich sind Messen wie die ProWein auch Jahrmärkte der Eitelkeiten. Herr und Frau Wichtig treffen Mister und Miss Busy, und im Halbstundentakt versuchen mehr oder weniger gut bekannte und bezahlte Stars und Sternchen der Weinszene auch noch müdeste und teilweise abstruse Getränke in den höchsten Tönen zu preisen.
Wohl auch deswegen reicht mir inzwischen ein Tagesaufenthalt auf der dreitägigen Düsseldorfer Messe. Wenn man einen großen Bogen um den trendigen Extra-Pavillon der „Organic World” macht und sich in die jungen, trockenen, leichten Silvaner aus Franken hinein verkostet. die in diesem Jahr den Spargel begleiten sollen, macht die Sache auch richtig Spaß. Und wenn man bei seinen vereinbarten Terminen dann noch Highlightst wie den Kellermeister der Kellerei Tramin,Willy Stürz, und ein paar Top-Winzer aus dem Carnuntum mit großartigem Zweigelt auf dem Programm hat, weiß man endgültig, dass man nicht umsonst in aller Herrgottsfrühe in den ICE von Berlin nach Düsseldorf gestiegen ist.
Die aktuelle Gewürztraminer-Kollektion der Südtiroler Kellerei sucht wohl ihresgleichen. Ein stahliger, klarer Gutswein, eine etwas fülligere Selektion, die trockene Aromabombe „Nussbaumer“ und gleich zwei edelsüße Weine im Stil deutscher Beeren- bzw. Trockenbeerenauslesen bieten einen umfassenden Einblick in das Potenzial dieser zickigen Sorte. Und was Franz und Christine Netzl aus Göttlesbrunn auf ihrer Spitzenlage Haidacker aus der eher übel beleumdeten Rebsorte Zweigelt herausholen, ist fast schon sensationell: Ein gleichermaßen eleganter wie konzentrierter Rotwein mit sanfter Kirsche und viel trockener Kräuterwürze.
Natürlich könnte ich jetzt noch schreiben, was der schrecklichste Wein meiner ProWein-Stippvisite war. Oder was für Geisterfahrten einige deutsche Winzer in Sachen weiße Cuvées unternehmen. Aber das lasse ich dann mal ausnahmsweise.