Ostern 2017 wird hiermit abgesagt. Das Wetter ist indiskutabel, statt Osterbotschaften hagelt es Bekennerschreiben, zwei Irre, Trump und Erdogan, sind unbeirrt auf mörderischen Krawall gebürstet. Außedem schmeckt der Spargel noch nicht
Doch nun mal langsam. Am Dienstag explodierten drei nach Ermittlerangaben ziemlich professionell hergestellte Rohrbomben am Mannschaftsbus des Fußballklubs BVB Borussia Dortmund. Schnell tauchten zwei Bekennerschreiben auf, eines von „Islamisten“ ein weiteres von der „autonomen Antifa“. Beide sind anscheinend dermaßen schwachsinnig, dass das sogar die Ermittler bald checkten – was bekanntlich nicht immer der Fall ist. Inzwischen gibt es eine dritte Selbstbezichtigung, diesmal von „Rechtsradikalen“, die den Anschlag als „letzte Warnung“ bezeichneten (wovor auch immer) und Attacken auf eine Demonstration am kommenden Sonnabend in Köln ankündigten, die sich gegen den AfD-Bundesparteitag richten soll. („Buntes Blut wird fließen“)
Fehlt eigentlich nur noch ein Bekennerschreiben von Schalke-Ultras (die den BVB bekanntlich nicht sonerlich gut leiden können) Auch ein paar Geheimdienste sollten allmählich ins Spiel gebracht werden. Wenn jetzt nichts mehr kommt, muss ich wohl selber ein Bekennerschreiben verfassen.
Dass vergangene Nacht in Kremmen (Brandenburg) mal wieder Brandsätze auf eine Flüchtlingsunterkunft flogen , sorgt da kaum noch für Aufregung und gehört anscheinend eh zur regionaltypischen Folklore. Deutlich mehr Aufmerksamkeit erregt das Referendum in der Türkei, bei dem sich Erdogan seine Form des islamischen Fschismus vom Wähler legitimieren lassen will. Auch in Deutschland lebende Türken durften mitwählen. Rund 700.000, das entspricht knapp 50 Prozent, haben davon Gebrauch gemacht. Ein großer Teil, möglicherweise die Mehrheit, werden für Erdogan gestimmt haben. Es ist keine berückende Vorstellung, dass wahrscheinlich auch viele meiner türkischen Nachbarn in Berlin-Moabit mehr weniger glühende Anhänger eines islamischen Faschisten sind.
Nicht ganz so wichtig ist die Spargelfrage. Was derzeit in Berlin angeboten wird, ist ziemlich langweiliger, geschmacksneutraler Mist. Außerdem hat man den Eindruck, dass die märkische Gemeinde Beelitz, die fast immer als Herkunftsangabe auf den Schildern prangt, mittlerweile ganz Brandenburg umfasst.
Wenigstens der Silvaner schmeckt. Das tut er eigentlich immer, aber ich habe bei meinen Vorproben zur Spargel-Silvaner-Vergleichsverkostung den Eindruck, dass der 2016er Jahrgang für leichte, durchgegegorene Weine wesentlich förderlicher war als der Vorgänger.
Wie anfangs gesagt: Ostern 2017 ist hiermit offiziell abgesagt. Natürlich habe ich mir Karfreitag noch die ganz große antisemitische Dröhnung gegeben, die Johannes-Passion von J.S. Bach und die Brockes-Passion von G.P. Telemann. Vier Stunden fantastische Musik und geballter Judenhass, immer wieder ein verstörendes Erlebnis.
Auch heute gibt’s noch ein ganz klein bisschen Ostern in Form einer soliden Lammkeule, die bereits im Ofen bei Niedrigtemperatur gart. Dazu ein sensationeller Spätburgunder aus Franken, über den ihr in der nächsten Ausgabe des Mazins „Effilee“ lesen könnt. Aber dann ist endgültig Schluss mit Ostern