Es sind wieder mal Tage zum Vergessen. Dass Trump ein gemeingefährlicher Irrer ist – geschenkt! Aber dass jene deutsche Politiker, die den verbindlichen Kohleausstieg sabotiert und die kriminellen Machenschaften des VW-Konzerns vertuscht und toleriert haben, jetzt einen auf Klima- und Umweltretter machen, ist schlicht eklig. Fast so eklig wie die LINKE, die im Bundesrat grünes Licht für die Autobahnprivatisierung gegeben hat, weil „ihre“ Länder im Gegenzug ein bisschen Kohle bekommen.
Berlin kann man auch vergessen. Kaum ist der Christenmob verschwunden, sorgen das mehrtägige „Internationale Deutsche Turnfest“und einige einige hunderttausend Feiertouristen („Karneval der Kulturen“) für die nahtlose Fortsetzung des Terrors gegen die Bevölkerung. Die Radiomeldungen über „Verkehrsbehinderungen“ (also Sperrungen) und Staus sind derzeit umfangreicher, als die darauf folgenden Nachrichten aus aller Welt. Große Teile Kreuzbergs sind faktisch abgeriegelt (noch bis Pfingstmontag) und rund um das Brandenburger Tor ist auch alles verammelt, und zwar auch für Fahrradfahrer. So wurde die für meine temporäre Flucht ins Wandlitzer Exil notwendige Einkaufstour zu einer ziemlich bizarren Irrfahrt. Und der Irrsinn geht weiter: In zwei Wochen folgt ein internationales Volksradrennen, welches die Stadt ebenfalls für mehrere Tage großflächig lahmlegen wird. Nur mal ne Frage: Kennt jemand eine gute Bezugsquelle für Krähenfüße?
Dabei hätte Berlin wenigstens diesen Freitag etwas würdevoller begehen können . Vor 50 Jahren, am 2.Juni 1967, wurde der Student Benno Ohnesorg von einem rechtsradikalen Berliner Polizisten erschossen. Ohnesorg hatte zuvor an einer Demonstration gegen den Berlin-Besuch des faschistischen persischen Diktators Schah Reza Pahlavi teilgenommen. Natürlich wurde der Polizist wegen dieser Tat nie verurteilt.
Wenn man dann noch mitbekommt, dass knapp 70 Prozent aller Berliner laut einer repräsentativen Umfrage dafür sind, den innerstädtischen Flughafen Tegel dauerhaft weiter zu betreiben, also auch nach Eröffnung des neuen Großflughafens in vermutlich 100 Jahren, ist man schon ziemlich bedient für dieses Wochenende.. Dass das rechtlich (aus sehr guten Gründen) nicht geht und außerdem infrastrukturell verheerend wäre, scheint diesen HONKS egal zu sein. Bleibt eigentlich nur die Frage, ob die alle dumm, irre oder bösartig sind. Oder alles zusammen. Am 24. September gibt es einen Volksentscheid über diese Frage. Was ziemlicher Unfug ist, denn Berlin kann überhaupt nicht alleine über die Offenhaltung entscheiden – und die Brandenburger werden uns zu Recht einen Vogel zeigen und ohne deren Zustimmunbg ginge das nicht. Hoffe ich wenigstens.
Aber in Wandlitz ist die Welt wieder mal in Ordnung. Das Rasenreparaturprogramm zeitigt große Erfolge, zumal Herr Maulwurf seine hyperaktive Phase offenbar vorläufig beendet hat. Im Beet geht alles seinen sozialistischen Gang, im Kühlschrank harren Austern und Sardinen nebst passenden Weinen ihrem abendlichen Verzehr. Irgendwie muss man sich wehren, und Genuss ist bekanntlich Notwehr.